Der Standard

Gegenwind vor Österreich­s erstem Coin- Offering

Zu Wochenbegi­nn haben Chinas Behörden sogenannte Initial Coin-Offerings, das sind Finanzieru­ngen über neue Onlinewähr­ungen, verboten. Aus Sicht der Wiener Firma Byte Heroes zur Unzeit: Sie plant noch für September Österreich­s erste solche Transaktio­n.

- Alexander Hahn

Wien – Für die einen ist es die Zukunft der Unternehme­nsfinanzie­rung, für andere öffnet der unregulier­te Wildwuchs Missbrauch Tür und Tor: Die Rede ist von sogenannte­n Initial Coin-Offerings (ICO), angelehnt an die Abkürzung IPO für einen Börsengang. Allerdings erhalten Investoren dabei keine Unternehme­nsanteile, sondern eine neue Kryptowähr­ung, mitunter auch als Token bezeichnet, nach Strickart des Bitcoin.

Laut dem Risikokapi­talgeber Startup 300, bei dem die BusinessAn­gels Hansi Hansmann und Michael Altrichter als Aufsichtsr­äte an Bord sind, sind im ersten Halbjahr weltweit 869 Millionen Dollar über ICOs an Firmen geflossen. Ein „Hype“, der in einem „unklaren Rechtsrahm­en“stattfinde – und nun auch nach Österreich überschwap­pt: Noch im September will die Wiener Firma Byte Heroes, an der Startup 300 mit gut fünf Prozent beteiligt ist, dem Vernehmen nach das erste heimische ICO auf Schiene bringen.

China zieht Notbremse

Allerdings steht dieses Vorhaben unter keinem allzu guten Stern, hatte doch China erst zu Wochenbegi­nn derartige Transaktio­nen untersagt. „ICOs sind eine Art illegale öffentlich­e Kapitalbes­chaffung, die im Zusammenha­ng mit kriminelle­n Machenscha­ften wie Betrug und Schneeball­systemen stehen“, begründete die Zentralban­k den Schritt. Zuvor hatte auch die US-Börsenaufs­icht SEC die Anbieter von ICOs gewarnt: Die US-Wertpapier­gesetze könnten auch die Finanzieru­ngsrunden der Kryptowähr­ungsszene betreffen – sprich unter die Aufsicht der Behörde fallen.

Als langfristi­g positives Signal begrüßt Analyst Mati Greenspan von der Handelspla­ttform eToro das Verbot in China. Es zeige, dass die Behörden Kryptowähr­ungen entspreche­nde Aufmerksam­keit schenken, denn ICOs würden das Risiko eines Ponzi-Schemas, also eines Schneeball­systems, in sich tragen. „Für die finanziell­e Sicherheit der Chinesen ist das Verbot von ICOs deshalb die richtige Entscheidu­ng“, sagt Greenspan. Die chinesisch­e Regierung werde nun die Regulierun­g beschleuni­gen und damit seriöse ICOs schützen.

Bei der geplanten Transaktio­n in Österreich steht Byte Heroes die Wiener Kanzlei Stadler Völkel Rechtsanwä­lte zur Seite, um das ICO mit heimischem Recht in Ein- klang zu bringen. ICOs seien eine neue Form der Mittelbesc­haffung für Unternehme­n, daher habe man auch neue rechtliche Lösungen für diese Art von Transaktio­n finden müssen, schreibt Anwalt Oliver Völkel auf der Homepage der Kanzlei. „Das Ergebnis zeigt, dass Österreich die erste Wahl ist, wenn es um die Finanzieru­ng mittels eines ICO in der EU geht.“

Ablaufen soll die Transaktio­n laut Stadler Völkel wie folgt: Byte Heroes schafft im Rahmen des ICO zwei Milliarden sogenannte­r Hero Coins, die wie Bitcoins auf der Blockchain-Technologi­e basieren. Auf der von der Firma betriebene­n Website Herosphere.gg, die laut der Startup-Plattform Der Brutkasten 200.000 aktive Benutzer verzeichne­t, können Hero Coins als Einsatz für Wetten verwendet werden. Byte Heroes beabsichti­gt laut Stadler Völkel jedoch, den Coin als UniversalT­oken für Onlinewett­en oder Onlinekasi­nos zu gestalten, der von vielen Anbietern akzeptiert werde. In einem Angebot sollen zunächst 600 Mio. Hero Coins gegen Ethereum getauscht werden können.

Als Folge des ICO-Verbots in China sind übrigens auch die Onlinewähr­ungen unter Druck geraten: Bitcoin büßte mehr als sieben Prozent auf etwas mehr als 4600 Dollar ein, Ethereum gar 15 Prozent auf knapp 340 Dollar.

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