Deutsche Bank ortet wegen billigen Geldes Blasenbildung
Die EZB sollte laut Deutsche-Bank-Chef John Cryan ihre lockere Geldpolitik beenden, da er an „immer mehr Stellen des Kapitalmarkts“eine Blasenbildung sieht. Zudem würden die extrem niedrigen Zinsen Europas Banken im internationalen Wettbewerb benachteilig
Frankfurt – Deutsche-Bank-Chef John Cryan drängt auf ein Ende der ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). „Die Zeit des billigen Geldes in Europa sollte enden – trotz des starken Euros“, sagte Cryan auf der Handelsblatt- Tagung „Banken im Umbruch“am Mittwoch. Das billige Geld habe den Finanzmärkten in den Krisenjahren zwar geholfen, aber „die lockere Geldpolitik führt zu immer größeren Verwerfungen“, so Cryan. „Wir sehen inzwischen Anzeichen von Blasen an immer mehr Stellen des Kapitalmarktes, an denen wir sie nicht erwartet hätten.“
Die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar könnte den Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik verzögern. „Mir bereitet der starke Euro Sorgen – und das nicht nur, weil er Exporte erschwert“, sagte Cryan im Vorfeld der heutigen Sitzung des EZB-Rats. Die Entwicklung der Devisenmärkte könnte der EZB „als Argument dienen, die Zinsen weiterhin im negativen Bereich zu belassen“.
Cryan beklagte, das Zinstief benachteilige Europas Banken im Vergleich zu ihren US-Wettbewerbern. Dazu komme: Der europäische Bankenmarkt sei – insbesondere in Deutschland – nach wie vor zu zersplittert, um Schritt zu halten. „Ich bin überzeugt, dass sich der Trend der Konsolidierung in Europa und gerade in Deutschland beschleunigen muss. Auf Dauer können nur Banken mit einer gewissen Größe bestehen“, sagte der Deutsche-Bank-Chef.
Laut Cryan wird Frankfurt nach dem Brexit Europas neues Finanzzentrum: „Diese Voraussetzungen bringt nur eine europäische Stadt mit, und das ist Frankfurt.“(dpa)