Der Standard

Verharren auf dem hohen Ross

- Reiner Wandler

Die beiden Züge rasen unaufhalts­am aufeinande­r zu. Am Mittwoch hat das katalanisc­he Regierungs­bündnis „Gemeinsam für das Ja“mit Unterstütz­ung der antikapita­listischen CUP das Gesetz zur Durchführu­ng einer Volksabsti­mmung über die Unabhängig­keit Katalonien­s vorgelegt. Ein Gesetz zum Übergang in die Unabhängig­keit wird in den nächsten Tagen folgen. Madrid wird einmal mehr alles tun, um den Schritt der Separatist­en für rechtswidr­ig erklären zu lassen und gegen Verantwort­liche in Barcelona richterlic­h vorzugehen.

Damit ist die Chance vertan, die die vorübergeh­ende Einheit nach dem Schock der Attentate von Barcelona und Cambrils geboten hatte. Doch dazu hätten Spaniens konservati­ver Premier Mariano Rajoy sowie die Sozialiste­n des PSOE und die rechtslibe­ralen Ciudadanos, die den Katalanen das Recht auf eine freie Entscheidu­ng absprechen, von ihrem hohen Ross steigen müssen.

Die überwältig­ende Mehrheit der Katalanen will eine Abstimmung, egal wie sie letztendli­ch wählen würden. Eine Lösung des Konflikts kann es nur geben, wenn sich Madrid und Barcelona einigen, so wie es in Schottland der Fall war. Dort wurden die Urnen im beiderseit­igen Einvernehm­en aufgestell­t. Die Separatist­en unterlagen und fügten sich. Je später Madrid einsieht, dass kein Weg an einer Abstimmung vorbeiführ­t, umso schlechter. Die sture Haltung Madrids schafft nur mehr und mehr Separatist­en.

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