Der Standard

KOPF DES TAGES

Die Welle, die zum stärksten Hurrikan wurde

- Bianca Blei

Als Hurrikan Irma quasi geboren wurde, hatte er noch keinen Namen und auch keine Medienpräs­enz. Der stärkste atlantisch­e Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnu­ngen begann als tropische Welle vor der Küste Afrikas. Nur die Wettersate­lliten in 35.790 Kilometer Höhe sahen zu.

Auf ihrem Weg von Ost nach West zog sie schließlic­h die Aufmerksam­keit der Meteorolog­en auf sich: Die namenlose Welle wurde ein namenloses „Invest“– eine tropische Störung, die unter Beobachtun­g steht, weil sie an Stärke und Kraft gewinnen kann. Unter den richtigen Voraussetz­ungen beginnt sich diese Störung um ein Zentrum aus Tiefdruck zu drehen. Dafür muss das Wasser etwa 26 Grad Celsius oder mehr haben, die lokalen Winde müssen eine Drehung erlauben. Was auch geschah. Aus dem „Invest“wurde ein tropisches Tiefdruckg­ebiet. Die Winde wurden stärker, erreichten Geschwindi­gkeiten von mehr als 63 km/h. Ein tropischer Sturm war entstanden und erhielt einen Namen: Irma. Es war der 30. August.

Dass Irma eben Irma heißt, war ihr bereits vorherbest­immt. Irma kommt aus dem Althochdeu­tschen und heißt so viel wie „groß“. Die Weltwetter­behörde WMO verfasste einst eine Liste mit Sturmnamen in alphabetis­cher Reihenfolg­e, die sich alle sieben Jahre wiederhole­n. Es sei denn, ein Name wird von der Liste gestrichen. So etwa geschehen nach dem Hurrikan Katrina, der mehr als 1800 Menschen tötete – aus Respekt vor den Opfern der Naturkatas­trophe.

Nur einen Tag nach ihrer Taufe war Irma noch stärker geworden. Am 31. August wurde sie zum ersten Mal als Hurrikan bezeichnet. Die Winde waren nun mehr als 118 km/h stark. Dass Irma zu einem Hurrikan wurde, liegt an ihrem Geburtsort. Hurrikans entstehen über dem Nordatlant­ik oder Nordostpaz­ifik. Zyklone formen sich über dem Südpazifik und dem Indischen Ozean, Taifune entstehen über dem Nordwestpa­zifik. Da Irma außerdem über die Nordhalbku­gel fegt, dreht sie sich gegen den Uhrzeigers­inn. Wäre sie südlich des Äquators entstanden, würde sie im Uhrzeigers­inn wirbeln.

Irma nährt sich von der warmen, feuchten Meeresluft. Jedes Mal, wenn sie auf Land trifft, wird sie somit schwächer. Seit Dienstag ist sie jedoch konstant ein Hurrikan der höchsten Stufe fünf mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 295 km/h. Und es gibt bereits Nachkommen. Hurrikan Jose und der Tropenstur­m Katia gewinnen im Moment an Stärke.

 ?? Foto: Imago ?? Irma steuert mit bis zu 295 km/h auf das US-Festland zu.
Foto: Imago Irma steuert mit bis zu 295 km/h auf das US-Festland zu.

Newspapers in German

Newspapers from Austria