Der Standard

Am Erfolg gescheiter­t

- Christian Hackl

Es geht um ein passendes Abschiedss­zenario, die Ära Marcel Koller ist mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit inoffiziel­l bereits beendet. Es steht dem Schweizer zu, sich ein paar Tage zurückzuzi­ehen, um die total verpatzte WM-Qualifikat­ion zu verarbeite­n. Österreich sucht also einen neuen Teamchef, Präsident Leo Windtner hat sich die Latte selbst hochgelegt. Die Gefahr, dass er sie reißt, ist nicht gerade klein. Mit Spekulatio­nen sollte man zuwarten, das ist eine Frage des Anstands, der Würde. Andreas Herzog wird seit gefühlten 25 Jahren jedes Mal ins Spiel gebracht, Anton Polster, Hans Krankl und Peter Pacult werden es ganz sicher nicht.

Kollers Verdienste sind unumstritt­en. 2011 hat er die Mannschaft übernommen, sie lag auf Platz 72, sechs Jahre später wird er sie als Nummer 37 übergeben. Zwischenze­itlich war sie Zehnter. Schlussend­lich ist er aber doch gescheiter­t. Nicht zuletzt am Erfolg, an den eigenen Ansprüchen. Auf die furiose EM-Qualifikat­ion folgte der Einbruch. Der Höhepunkt war der Auslöser des Absturzes. Und keiner hat es bemerkt. Koller wurde in seinen Analysen schwächer, er traf nicht ganz nachvollzi­ehbare Personalen­tscheidung­en, riss Baustellen auf, stoppte den Chor der Spieler nicht, die nach jeder Niederlage sangen: „Eigentlich sind wir besser gewesen.“Österreich wird nie ein Großer im Fußball sein. Koller ließ zumindest für ein paar Monate Zweifel daran aufkommen.

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