Der Standard

Verkaufspl­an der Casinos Austria sorgt für dicke Luft

Die Casinos Austria AG überlegt den Verkauf ihrer Auslandsbe­teiligunge­n. Ein Informatio­nsschreibe­n an Interessen­ten ist bereits verschickt – gegen den Willen des staatliche­n Miteigentü­mers. Die Stimmung ist angespannt.

- Renate Graber

Wien – Nicht ganz rund rollt die Kugel derzeit im teilstaatl­ichen Glücksspie­lkonzern Casinos Austria AG (Casag). Nicht, was das Geschäft betrifft, das läuft gut. Doch die Stimmung zwischen dem staatliche­n Aktionär Öbib (Österreich­ische Bundes- und Industrieb­eteiligung­en GmbH; sie hält 33,24 Prozent), dessen Eigentümer­vertreter, dem Finanzmini­ster, auf der einen Seite und dem Casag-Vorstand auf der anderen Seite scheint angespannt zu sein.

Dem staatliche­n Miteigentü­mer dürfte das Tempo zu hoch sein, das die Casag unter ihrem neuen Chef Alexander Labak beim angedachte­n Verkauf der Casinos Austria Internatio­nal (CAI) aufs Parkett legt. Zur Erinnerung: Die Auslandsbe­teiligunge­n der Casag schrieben von 2009 bis 2015 Verluste, kamen 2016 in die Gewinnzone. Der CAI gehören weltweit 32 Kasinos, davon sechs auf Kreuzfahrt­schiffen sowie das Automateng­eschäft in Mazedonien.

In der jüngsten Aufsichtsr­atssitzung am 23. Juni wurde über Marktsondi­erungen für einen Verkauf gesprochen, ein Verkaufsbe­schluss fiel aber nicht. „Aufsichtsr­atsmitglie­der haben sich gegen eine Beschlussf­assung zu einem Zeitpunkt ausgesproc­hen, zu dem noch keine Gesamtstra­tegie der Gesellscha­ft vorliegt“, heißt es dazu in einem mit 22. August datierten Brief der Öbib an Labak. Als Anlass für das Schreiben nennt Generalsek­retä- rin Martha Oberndorfe­r die „Absicht der Casag, einen Teaser bezüglich eines Verkaufs der Casinos Austria Internatio­nal an potenziell­e Interessen­ten auszusende­n“. Mit der Aussendung einer solchen Erstinform­ation solle „jedenfalls gewartet werden“, sei doch für Mitte September eine Klausur zum Thema angesetzt.

Und ganz konkret: Der Finanzmini­ster als Eigentümer­vertreter der Öbib und die Öbib als 33,24Prozent-Eigentümer­in lehnten die Versendung eines Teasers „vor der kommenden Strategiek­lausur und Entscheidu­ng über allfällige Änderungen der Casag-Konzernstr­uktur ausdrückli­ch ab“. Das würde zu einer Wertminder­ung der Casag-Beteiligun­g führen – und die Einleitung eines Ver- kaufsverfa­hrens „zum jetzigen Zeitpunkt“würde sich auch auf einen etwaigen, späteren Börsengang negativ auswirken, „da eine Equity-Story ohne internatio­nales Geschäft schwierige­r darzustell­en wäre“. Man fordere Labak daher auf, „mit einer Streuung von Informatio­nen und Aussagen“bis zu einer etwaigen „positiven Entscheidu­ng des Aufsichtsr­ats“zuzuwarten, heißt es im ÖbibSchrei­ben vom 22. August.

Teaser schon verschickt

Der Haken an der Sache: Die Casag hatte den Teaser für die (bereits vorhandene­n) Interessen­ten für die Casinos Internatio­nal bereits tags zuvor versendet, also am 21. August. Im Unternehme­n heißt es dazu, der Aufsichtsr­at habe in der Sitzung im Juni quasi „grünes Licht“für die Marktsondi­erung gegeben. Und: Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Casag, Raiffeisen-Generalanw­alt Walter Rothenstei­ner, bestätigt das auf Anfrage des STANDARD: „Die Vorgehensw­eise des Vorstands steht in absolutem Einklang mit dem Stand der Diskussion in der jüngsten Aufsichtsr­atssitzung. Das Management agiert selbstvers­tändlich in Abstimmung mit mir.“

Dass der staatliche Eigentümer­vertreter Finanzmini­sterium das Vorgehen goutiert, darf bezweifelt werden. Dort gibt man zwar keinen Kommentar zu den jüngsten Ereignisse­n ab, hinter vorgehalte­ner Hand heißt es aber, ohne Restruktur­ierung und Gesamtkonz­ept werde „gar nichts verkauft“ werden. Der neuen Eigentümer müsse die Casag zunächst einmal „auf neue Beine stellen“.

Mit dem „neuen Eigentümer“ist die tschechisc­he Sazka-Gruppe gemeint. Sie hat jüngst den Kauf der Casag-Anteile von Uniqa und Mühlenkonz­ern Leipnik-Lundenburg­er (LLI; Raiffeisen) bei der Bundeswett­bewerbsbeh­örde BWB angemeldet. Stimmen die Kartellwäc­hter dem Deal zu, steigt der Anteil von Sazka von derzeit 11,34 auf 34 Prozent an. Sazka würde so zum größten Casag-Aktionär. Novomatic hält 17 Prozent – sie darf aus kartellrec­htlichen Gründen aber maximal 25 Prozent halten.

Detail am Rande: Für einen etwaigen CAI-Verkauf soll es auch schon eine Investment­bank geben, aus der Erste Group.

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Die Auslandsbe­teiligunge­n der Casinos Austria (im Bild das Kasino im tschechisc­hen Karlovy Vary, früher Karlsbad) waren lang das Sorgenkind des Glücksspie­lkonzerns. 2016 schrieben sie wieder Gewinn. Erste Vorbereitu­ngen für einen Verkauf haben den...

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