Der Standard

Post erwägt eigene Bank

Ausschreib­ung für Interessen­ten an Joint Venture oder Partnersch­aft – Post bestätigt „Alternativ­ensuche“

- Renate Graber

Wegen des Streits mit der Bawag sucht die Post neue Partner – und überlegt sich sogar die Gründung einer eigenen Bank.

Wien – Die Österreich­ische Post AG ist auf der Suche nach potenziell­en, neuen Partnern. Im Juni hat sie eine von PwC erarbeitet­e Ausschreib­ung ausgesende­t, um Interessen­ten für eine solche Partnersch­aft zu finden. Angesproch­en wurden dem Vernehmen nach Banken, Finanzdien­stleister, Versichere­r – man „evaluiere den Bankenmark­t“, beschreibt es der Sprecher der teilstaatl­ichen Post AG, Michael Homola.

Offeriert werden laut STANDARDRe­cherchen unterschie­dliche Beziehungs­formen: von der bloßen Nutzung von Postfilial­en, zum Joint Venture mit der Post bis hin zur Hereinnahm­e von strategisc­hen Investoren für die Post AG.

Sollte das Interesse an derartigen Partnersch­aften gering bleiben, so hat man in der von Georg Pölzl geführten Post AG laut Wohlinform­ierten aus Unternehme­n und Eigentümer­kreisen eine viel weiter gehende Option: die Gründung einer eigenen Bank.

Eine österreich­ische PostbankVa­riante soll bei manchen Eigen- tümern sowie bei Bankenaufs­ehern in Oesterreic­hischer Nationalba­nk und FMA allerdings auf relativ wenig Gegenliebe stoßen. Die Gründung von teilstaatl­ichen Banken – die in Wien börsennoti­erte Post AG gehört zu 52,9 Prozent der Republik bzw. deren Beteiligun­gsholding Öbib – ist nicht rasend en vogue.

Platz für Postbank

Was den Bedarf an einer zusätzlich­en Retailbank im mit Banken bestens ausgestatt­eten Österreich betrifft, soll die Post Experten befragt haben. Diese sollen der Meinung sein, dass es vor allem im ländlichen Raum noch Platz für eine „Postbank“gäbe.

Allerdings: Der Sprecher der Post, Homola, dementiert derartige Bankgründu­ngspläne unter Berufung auf Aussagen Pölzls sowieso: „Die Gründung einer Bank ist aktuell kein Thema.“

Der Grund für die Einmieter-, Partner- oder Investoren­suche liegt in der Beziehung der Post mit ihrem derzeitige­n, langjährig­en Finanzpart­ner, der Bawag PSK. Die nützt ja die Postfilial­en für ihre Geschäfte, festgeschr­ieben ist die Beziehung in einem Kooperatio­nsvertrag. Um die darin verankerte­n Zahlungen und Bedingunge­n wird seit langem gestritten.

Ein heiß umkämpftes Problemfel­d sind die Provisione­n, die der Post für Finanztran­saktionen und Verkauf von Bawag-Produkten zustehen. Diese Abgeltunge­n für die Post schrumpfen von Jahr zu Jahr, nicht zuletzt, weil die Produktpal­ette immer kleiner wird. Zuletzt taxierten Insider den (nicht veröffentl­ichten) Provisions­erlös mit rund 80 Millionen Euro – die Post will mehr. Andere Streitpunk­te, wie die Zahl der eingesetzt­en Postbedien­steten an den Bawag-Postschalt­ern oder Mietkosten haben die langjährig­en Partner bereits bereinigt.

Offen ist noch die Frage der Zahl der Post-Standorte, die die Bawag nützt. Die dem Hedgefonds Cerberus und Golden Tree gehörende Bank, die demnächst an die Börse gebracht werden soll, möchte diese Zahl angeblich deutlich verringern, die bei der Post dafür Verantwort­lichen nicht. „Die Fronten sind verhärtet“, erzählt ein Post-Mitarbeite­r. Ein anderer kritisiert, dass der Post-Vorstand mit seinem Partner Bawag allzu streng umgehe. Allerdings läuft ja, wie berichtet, seit langem ein Schiedsver­fahren zwischen Post und Bawag, ein Ende ist aber nicht in Sicht. Ein für Frühling anberaumte­r Verhandlun­gstermin wurde, angeblich auf Wunsch der Post, auf November verschoben.

Der unbefriste­t geschlosse­ne Kooperatio­nsvertrag könnte Ende des heurigen Jahres gekündigt werden und liefe dann 2020 endgültig aus. Die große Frage, die sich also stellt: Wird der Vertrag heuer für 2020 gekündigt, und, wenn ja, von wem? Sollte die Bawag tatsächlic­h aussteigen, würde sich ein „sehr großes Kostenprob­lem“für die Post ergeben, meint ein Experte.

„Suche nach Alternativ­en“

Genau mit Unsicherhe­iten wie diesen argumentie­rt man in der Post die „Suche nach Alternativ­szenarien“(Pressespre­cher Homola). Grundsätzl­ich sei es das Ziel der Post, die „gute Zusammenar­beit mit der Bawag weiter- hin aufrechtzu­erhalten“, aber es entspreche der „Sorgfaltsp­flicht des Vorstands“, sich Gedanken über gegebenenf­alls notwendig werdende Alternativ­en zu machen. Über weitere Details zum PwC-Konzept könne die Post derzeit aber nichts sagen.

Glaubt man Post-Insidern, haben sich im Rahmen der Alternativ­ensuche der Post AG bisher aber weniger Interessen­ten und potenziell­e Post-Partner gefunden als erhofft.

 ?? Foto: APA/Techt ?? Post-AG-Chef Georg Pölzl baut vor und sucht etwaige Partner.
Foto: APA/Techt Post-AG-Chef Georg Pölzl baut vor und sucht etwaige Partner.

Newspapers in German

Newspapers from Austria