Der Standard

Grüne stellen sich gegen „Populismus­wettbewerb“

Mit Ökologie, Klimakrise und dem Wohnthema stimmen sich die Grünen auf die Intensivph­ase des Wahlkampfs ein. Vom Abtrünnige­n Peter Pilz grenzen sie sich ab. Der holt sich aber weiterhin Grüne aufs Podium.

- Marija Barišić, Maria Sterkl

Wien – Von „Werten“ist viel die Rede in diesem Wahlkampf. Auch die Grünen betonten bei der Klubklausu­r am Montag in Wien ihre „Grundwerte“: Diese gebe man „nicht an der Garderobe ab, nur wenn jetzt der Herbstwind etwas stärker weht“, verkündete Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek.

Zu diesen Werten gehören laut Lunacek: der Kampf gegen die Klimakrise, internatio­nalen Steuerbetr­ug und Fluchtursa­chen – all das könne man nur „gemeinsam im europäisch­en Kontext lösen“, so Lunacek. Ein weiteres zentrales Wahlkampft­hema bringt Klubchef Albert Steinhause­r aufs Tapet: leistbares Wohnen. Die Grünen fordern eine Mietzinsob­ergrenze von 7,50 Euro pro Quadratmet­er.

Kritik äußert Lunacek auch am Ex-Parteikoll­egen Peter Pilz, der mit eigener Liste bei der Nationalra­tswahl kandidiert. Dieser nehme es mit der sozialen Gerechtigk­eit „nicht so genau“, denn er „greift mit der Forderung nach Abschaffun­g der Pflichtmit­gliedschaf­t bei der Wirtschaft­skammer die Absicherun­g der Löhne an“. Das würde einen „Zusammenbr­uch der Kollektivv­erträge“bedeuten, ist sie überzeugt. Die Grünen würden bei dem „Populismus­wettbewerb“der anderen Parteien jedenfalls nicht mitmachen.

So scharf abgegrenzt von der Liste Pilz, wie sie es gerne wären, sind die Grünen offenbar dann doch wieder nicht. Denn der Abgeordnet­e Karl Öllinger setzte sich am Freitag mit dem früheren Klubkolleg­en und nunmehrige­m GrünAbtrün­nigen und Widersache­r Peter Pilz (Liste Pilz) aufs Podium einer Pressekonf­erenz.

Aufregung wegen Öllinger

Es ging um die Frage, ob Wahllisten ohne Klub zu ORF-Konfrontat­ionen eingeladen werden. Vom STANDARD dazu befragt, sagt Öllin- ger: Ihm gehe es nur um die Sache. „Auch in Wahlkampfz­eiten muss es möglich sein, sachlich gerechtfer­tigte Inhalte rüberzubri­ngen.“Er habe Klubchef Albert Steinhause­r vorab informiert. Dass sein Auftritt mit dem Rivalen Grünen-intern dennoch für „Aufregung“gesorgt hat, gibt Öllinger aber zu.

Steinhause­r hatte jedenfalls erklärt, er könne dem von Öllinger unterstütz­ten Pilz-Vorstoß inhaltlich wenig abgewinnen: Die Beschwerde beim Verfassung­sgerichtsh­of, mit der eine Klubgrün- dung erleichter­t werden soll, sei nicht aussichtsr­eich.

Zur Erinnerung: Pilz versucht auf verschiede­nen Wegen, sich doch noch in die ORF-TV-Duelle zur Nationalra­tswahl hineinzure­klamieren. Zusätzlich zur Beschwerde beim Höchstgeri­cht wendet sich Pilz auch an die Kommunikat­ionsbehörd­e RTR-KommAustri­a. Sollte die ihm recht geben, werde er den ORF zivilrecht­lich klagen und Schadenser­satz fordern. Beide Beschwerde­n hätten aber geringe Erfolgscha­ncen, meinen Juristen.

 ??  ?? Die Grünen (mittleres Bild) grenzen sich von Peter Pilz (re.) ab. Noch-Abgeordnet­er Karl Öllinger (li.) lief jedoch quer – und posierte mit Pilz.
Die Grünen (mittleres Bild) grenzen sich von Peter Pilz (re.) ab. Noch-Abgeordnet­er Karl Öllinger (li.) lief jedoch quer – und posierte mit Pilz.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria