Illycaffè peilt Börsengang an
Seit Monaten waberte das Gerücht durch die Kaffeewelt, jetzt ist es fix: Illycaffè, Italiens drittgrößter Röster, will mit einem Börsengang sein Wachstum forcieren.
Lange hatten die beiden Brüder Andrea und Riccardo Illy Pläne für ein Going-public des Unternehmens dementiert. Nun scheint die Entscheidung gefallen. „Bevor wir an die Börse gehen, muss die derzeit stattfindende Umstrukturierung abgeschlossen sein“, schränkte Konzernchef Massimiliano Pogliani allerdings ein.
Mit Pogliani, der vor gut einem Jahr an die Firmenspitze geholt wurde, steht erstmals seit der Gründung durch den Ungarn Ferenc Illy im Jahr 1933 ein Nichtfamilienmitglied dem Unternehmen vor. Die Diversifikationspolitik mit Produkten wie Schokolade, Tee und Wein wird inzwischen intensiviert. Immer noch bestreitet der Kaffeeverkauf 90 Prozent des im Vorjahr um fünf Prozent auf 504 Millionen Euro gestiegenen Rekordumsatzes.
Derzeit punktet der Kaffeeröster aus Triest mit den neugegründeten Illy-Kaffeehäusern und -restaurants. In Mailand wurden innerhalb eines Jahres gleich zwei Kaffeehäuser mit dem roten Markenzeichen eröffnet: in der Luxusmeile Monte Napoleone und im neuen Stadtquartier Piazza Gae Aulenti, direkt gegenüber vom Unicredit-Tower. In Los Angeles und in London laufen die Illy-Kaffees auf Hochtouren. Weitere Lokale sollen im Ausland, angeblich auch in Wien, errichtet werden.
Illy ist nach Lavazza mit knapp zwei Milliarden Euro Umsatz und der Massimo Zanetti Beverages Group (Segafredo) der drittgrößte Kaffeeröster Italiens.
Zweifellos ist die wachsende Konkurrenz Grund für den Innovationskurs der Triestiner. Denn in den nächsten Wochen plant die US-Kaffeekette Starbucks, ihr erstes Kaffeehaus im Mailänder Zentrum zu eröffnen. Bis zu 200 Starbucks-Coffeeshops sollen in Italien entstehen.
Illy fürchtet um eine jahrhundertealte Kaffeekultur. In Italien gibt es 800 Kaffeeröster mit schätzungsweise 3,5 Milliarden Euro Umsatz. Es handelt sich vorwiegend um kleinere Familienbetriebe. Diese fürchten angesichts der US-Konkurrenz um ihre Existenz. Italien ist weltweit der viertgrößte Kaffeeproduzent und nach Deutschland Europas zweitgrößter Verbraucher.