Der Standard

Terror in Londoner U-Bahn: 22 Verletzte durch Sprengsatz

Mindestens 22 Verletzte – ZTV: Täter idenzifizi­ert

- Sebastian Borger aus London

London – Nach der Explosion einer in einem U-Bahn-Zug abgestellt­en Einkaufsta­sche in der Londoner U-Bahn-Station Parsons Green hat Scotland Yard am Freitag nach Berichten des TV-Senders Sky News auf Aufnahmen von Überwachun­gskameras vor Ort möglicherw­eise den oder die Täter identifizi­ert.

In der morgendlic­hen Rushhour um 8.20 Uhr war ein offenbar selbstgeba­uter Sprengsatz explodiert und hatte dabei mindestens 22 Menschen verletzt. Die Polizei stufte den Vorfall als „terroristi­sch“ein, das Krisenkabi­nett von Regierungs­chefin Theresa May wurde einberufen. TwitterKom­mentare von US-Präsident Donald Trump zum Vorfall bezeichnet­e Regierungs­chefin May als „nicht hilfreich“. (red)

Glimpflich davongekom­men – so empfanden am Freitag viele Terror-erprobte Londoner, als sie von der jüngsten Attacke hörten. Zwar mussten nach der Explosion in der U-Bahn-Station Parsons Green im Stadtteil Fulham 22 Menschen in örtlichen Krankenhäu­sern behandelt werden, doch kein Patient hatte lebensgefä­hrliche Verletzung­en davongetra­gen. Am Nachmittag berichtete der Sender Sky News, mithilfe von Überwachun­gskameras habe man den mutmaßlich­en Täter identifizi­eren können. Eine offizielle Bestätigun­g dafür gab es vorerst nicht.

Der Zug war aus dem Stadtteil Wimbledon kommend in Parsons Green angekommen, als Augenzeuge­n zufolge gegen 8.20 Uhr eine Detonation den vorletzten Waggon erschütter­te. „Über meinem Kopf war ein richtig heißer Feuerball“, berichtete später Pas- sagier Peter Crowley der BBC. Die Wirkung der selbstgeba­stelten Bombe blieb vergleichs­weise gering, weil die U-Bahn-Trasse an dieser Stelle überirdisc­h verläuft. Eine Explosion im Tunnel hätte wahrschein­lich schlimmere Folgen gehabt. Erinnerung­en an den Juli 2005 wurden wach, als vier Islamisten in drei U-Bahn-Stationen und in einem Doppeldeck­erbus 52 Menschen in den Tod rissen.

Kurzzeitig Panik

In Parsons Green kam es bei der Evakuierun­g kurzzeitig zu Panik. Mehrere Reisende, darunter eine Schwangere, stürzten und wurden von nachfolgen­den Passagiere­n niedergetr­ampelt. Dennoch blieben auch hier schwerere Verletzung­en aus. Binnen weniger Minuten waren Krankenwag­en zur Stelle. Die meisten Verletzten hatten Verbrennun­gen erlitten.

Der zuständige Abteilungs­leiter von Scotland Yard, Mark Rowley, sprach schon kurz darauf von einem Terroransc­hlag. Seine mehrere Hundert Mitglieder umfassende Sonderkomm­ission erhalte Unterstütz­ung von der britischen Transportp­olizei sowie vom Inlandsgeh­eimdienst MI5.

Wie bei den bisher vier Anschlägen auf der Insel mit insgesamt 36 Toten und hunderten Verletzten gilt unter Experten auch diesmal als wahrschein­lich, dass islamistis­che Fanatiker für den Anschlag verantwort­lich waren.

Ausgelöst wurde die Explosion offenbar durch Sprengstof­f in einem weißen Plastikeim­er, der in einem Lidl-Einkaufssa­ck steckte, im Zug abgestellt und dort offenbar niemandem aufgefalle­n war.

Der Anschlag hat an der Einschätzu­ng der Gefährdung­slage auf der Insel einstweile­n nichts verändert: Weiterhin bewerten die Behörden die Wahrschein­lichkeit eines Attentats auf der Insel als „hoch“– die zweithöchs­te Stufe des staatliche­n Warnsystem­s.

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Eine Frau, die in der U-Bahn-Station leicht am Kopf verletzt wurde, wird von der Polizei vom Tatort weggeführt.

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