Terror in Londoner U-Bahn: 22 Verletzte durch Sprengsatz
Mindestens 22 Verletzte – ZTV: Täter idenzifiziert
London – Nach der Explosion einer in einem U-Bahn-Zug abgestellten Einkaufstasche in der Londoner U-Bahn-Station Parsons Green hat Scotland Yard am Freitag nach Berichten des TV-Senders Sky News auf Aufnahmen von Überwachungskameras vor Ort möglicherweise den oder die Täter identifiziert.
In der morgendlichen Rushhour um 8.20 Uhr war ein offenbar selbstgebauter Sprengsatz explodiert und hatte dabei mindestens 22 Menschen verletzt. Die Polizei stufte den Vorfall als „terroristisch“ein, das Krisenkabinett von Regierungschefin Theresa May wurde einberufen. TwitterKommentare von US-Präsident Donald Trump zum Vorfall bezeichnete Regierungschefin May als „nicht hilfreich“. (red)
Glimpflich davongekommen – so empfanden am Freitag viele Terror-erprobte Londoner, als sie von der jüngsten Attacke hörten. Zwar mussten nach der Explosion in der U-Bahn-Station Parsons Green im Stadtteil Fulham 22 Menschen in örtlichen Krankenhäusern behandelt werden, doch kein Patient hatte lebensgefährliche Verletzungen davongetragen. Am Nachmittag berichtete der Sender Sky News, mithilfe von Überwachungskameras habe man den mutmaßlichen Täter identifizieren können. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es vorerst nicht.
Der Zug war aus dem Stadtteil Wimbledon kommend in Parsons Green angekommen, als Augenzeugen zufolge gegen 8.20 Uhr eine Detonation den vorletzten Waggon erschütterte. „Über meinem Kopf war ein richtig heißer Feuerball“, berichtete später Pas- sagier Peter Crowley der BBC. Die Wirkung der selbstgebastelten Bombe blieb vergleichsweise gering, weil die U-Bahn-Trasse an dieser Stelle überirdisch verläuft. Eine Explosion im Tunnel hätte wahrscheinlich schlimmere Folgen gehabt. Erinnerungen an den Juli 2005 wurden wach, als vier Islamisten in drei U-Bahn-Stationen und in einem Doppeldeckerbus 52 Menschen in den Tod rissen.
Kurzzeitig Panik
In Parsons Green kam es bei der Evakuierung kurzzeitig zu Panik. Mehrere Reisende, darunter eine Schwangere, stürzten und wurden von nachfolgenden Passagieren niedergetrampelt. Dennoch blieben auch hier schwerere Verletzungen aus. Binnen weniger Minuten waren Krankenwagen zur Stelle. Die meisten Verletzten hatten Verbrennungen erlitten.
Der zuständige Abteilungsleiter von Scotland Yard, Mark Rowley, sprach schon kurz darauf von einem Terroranschlag. Seine mehrere Hundert Mitglieder umfassende Sonderkommission erhalte Unterstützung von der britischen Transportpolizei sowie vom Inlandsgeheimdienst MI5.
Wie bei den bisher vier Anschlägen auf der Insel mit insgesamt 36 Toten und hunderten Verletzten gilt unter Experten auch diesmal als wahrscheinlich, dass islamistische Fanatiker für den Anschlag verantwortlich waren.
Ausgelöst wurde die Explosion offenbar durch Sprengstoff in einem weißen Plastikeimer, der in einem Lidl-Einkaufssack steckte, im Zug abgestellt und dort offenbar niemandem aufgefallen war.
Der Anschlag hat an der Einschätzung der Gefährdungslage auf der Insel einstweilen nichts verändert: Weiterhin bewerten die Behörden die Wahrscheinlichkeit eines Attentats auf der Insel als „hoch“– die zweithöchste Stufe des staatlichen Warnsystems.