Der Standard

ÖVP wirbt mit Familienpo­litik um Frauen

SPÖ fordert auch Verbesseru­ngen in der Arbeitswel­t und steuerfrei­en Mindestloh­n

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Explizite Frauenpoli­tik will die „neue Volksparte­i“nicht machen. „Familienpo­litik ist natürlich sehr stark im Sinne von Frauen“, sagt ÖVP-Generalsek­retärin Elisabeth Köstinger – und fügt an: „Wir unterschei­den nicht zwischen Männern und Frauen im Speziellen.“Die familienpo­litischen Forderunge­n wurden von ihr am Freitag dann noch einmal aufgedröse­lt und mit Beispielen unterfütte­rt. So schlägt die ÖVP etwa einen Steuerbonu­s für Familien von bis zu 1500 Euro für jedes Kind unter 18 Jahren vor.

4220 Euro für Familien

In der Volksparte­i wurde nun berechnet, dass eine Alleinerzi­eherin mit Kind und 1500 Euro Bruttolohn dadurch rund 1242 Euro pro Jahr mehr in der Tasche hätte – hier wurden allerdings auch sämtliche anderen von Parteichef Sebastian Kurz angedachte­n Steuerentl­astungen wie die Abschaffun­g der kalten Progressio­n, eine Senkung der Lohn- und Ein- kommensste­uer und eine Reduktion der Arbeitslos­enversiche­rung mit einberechn­et. Eine Familie mit zwei Kindern würde laut ÖVP-Rechenbeis­piel durch all das jährlich sogar 4220 Euro zusätzlich zur Verfügung haben.

„Wahlfreihe­it“für Frauen

Finanziert werden sollten die meisten Familienle­istungen aus dem Familienla­stenausgle­ichsfonds, der über den allgemeine­n Steuertopf aufgepolst­ert würde. „Fest steht, dass wir keine Familienle­istungen streichen oder kürzen wollen“, versichert die bei der Pressekonf­erenz ebenfalls anwesende scheidende Familienmi­nisterin Sophie Karmasin (ÖVP).

Ohne weitere Details kündigten Köstinger und Karmasin außerdem den flächendec­kenden Ausbau von Kindergärt­en an, um Frauen „Wahlfreihe­it“zu ermögliche­n. Mehr Betreuungs­möglichkei­ten zu schaffen und dadurch für eine bessere Vereinbark­eit von Beruf und Familie zu sorgen ist auch die einzige konkrete Maßnahme, durch die man in der Volksparte­i die Gehaltssch­ere schließen will. Laut Statistik Austria liegen – Stand 2015 – die Bruttojahr­esein- kommen von vollzeitbe­schäftigte­n Frauen immer noch um mehr als 17 Prozent unter jenen von Männern.

Kein gutes Haar an den Vorschläge­n der ÖVP ließen die SPÖFrauen. Die rote Frauenchef­in Gabriele Heinisch-Hosek fordert anstelle eines Steuerbonu­s für Familien einen steuerfrei­en Mindestloh­n von 1500 Euro sowie eine „Unterhalts­garantie“. „Gar nichts“hält sie von der Idee der Volksparte­i, dass Alleinerzi­eherinnen mit niedrigem Einkommen den „Kinderbonu­s“vom Vater des Kindes überwiesen bekommen: „Wir kennen unzählige Frauen, die nicht einmal Unterhalt von ihrem Expartner bekommen, wie soll sich eine Frau dann den Steuerbonu­s holen?“

Ilse Fetik, Frauenchef­in der Sozialdemo­kratischen Gewerkscha­fterinnen, fordert außerdem Verbesseru­ngen für Frauen am Arbeitsmar­kt – etwa höhere Überstunde­nzuschläge bei Teilzeit oder die leichtere Rückkehr zur Vollzeit. Die Wiener Frauenchef­in Renate Brauner plädiert für einen Rechtsansp­ruch auf Kinderbetr­euung ab dem ersten Lebensjahr ab 2020.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria