Der Standard

Hartes Ringen um 250.000 Euro

Frauenmini­sterium musste auf Geld monatelang warten

- Irene Brickner

Wien – Mit einem Budget von seit 2010 unveränder­ten 10,15 Millionen Euro jährlich gehört das Frauen ministeriu­m nicht zu denho chdotierte­n Ressorts. Das Geld– 0,0125 Prozent des Gesamtbudg­ets aller Ministerie­n – kommt wichtigen Frauen-und Gewaltschu­tzmaßnahme­n zugute: den Intervent ions stellen gegen Gewalt sowie Beratungss­tellen.

Umso erfreuter war man im Frauen ministeriu­m, als der Nationalra­t im Herbst 2016 einstimmig eine einmalige Budgetmitt­elverwen dungs überschrei­tung von 500.000 Euro für das Ressort be- schloss. Laut der damaligen Ministerin Sabine Oberhauser und ihrer Nachfolger­in Pamela RendiWagne­r (SPÖ) herrscht in Österreich frauenpoli­tisch großer Budgetmehr­bedarf.

Die Hälfte der beschlosse­nen Zusatzsumm­e – 250.000 Euro – wurde vom Finanzmini­sterium Anfang 2017 freigegebe­n. Die Auszahlung der zweiten 250.000 Euro hingegen verzögerte sich: Im April verlangte das Finanz- vom Frauen ministeriu­m Aufschluss über die geplante Verwendung. Diese wurde geliefert, doch Feedback kam keines. Ende Juli wandte sich Rendi-Wagner schriftlic­h an Finanzmini­ster Hans-Jörg Schelling (ÖVP) – null Reaktion.

Auch Ende Juli losgeschic­kte Briefe des Frauenring­es und des Netzwerks der Frauen-und Mädchen beratungss­tellen anSc helling und Kanzler Christian Kern (SPÖ) – sie liegen dem Standard vor – blieben unbeantwor­tet. Die Projektfra­uen wiesen darin etwa auf überfällig­e Maßnahmen gegen die Rückstufun­g Österreich­s im Global Gender Gap Report des World Economic Forum hin: 2006 nahm Österreich unter 144 Ländern Platz 26, 2016 nur mehr Platz 52 ein.

An der Nichtausza­hlung der zweiten 250.000 Euro hatte sich bis Mitte der Woche nichts geändert. Dann rief DER Standard im Finanzmini­sterium an. Die Antwort kam prompt – und war überrasche­nd: „Die Auszahlung des Restbetrag­s steht nun – nach der erfolgten Prüfung – unmittelba­r bevor “. Eine Frauen ministeriu­mssprecher­in bestätigte tags darauf die Anweisung des Geldes.

Wie der Schwenk zu erklären ist? Verzögerte Auszahlpra­ktiken des Finanzress­orts seien nicht neu, sagt eine Betroffene. Für die, die an der Basis auf Gelder warteten, seien sie existenzbe­drohend.

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