Der Standard

Kammer kassierte 900 Millionen Euro

Pflichtbei­träge auf Löhne stiegen über zehn Jahre doppelt so stark wie die Inflation

-

Wien – Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s der Kammer besonders gut. Zumindest gewinnt den Eindruck, wer die Zahlen zum Vermögen der Wirtschaft­skammer (WKO) studiert, die das Wirtschaft­sministeri­um auf Anfrage des Neos-Abgeordnet­en Josef Schellhorn veröffentl­icht hat.

Demnach beliefen sich die Aktiva der Wirtschaft­skammer im Jahr 2016 auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Mit einem guten Teil ihres Vermögens tritt die Interessen­vertretung als Großinvest­or auf. Im Vorjahr hielt die Kammer Wertpapier­e in Höhe von rund 580 Millionen Euro. Als öffentlich­e Institutio­n muss eher konservati­v angelegt werden, also vorwiegend in Anleihen. Weiters liegen knapp 240 Millionen bei der Bank. Die Grundstück­e der WKO sind mit einem Wert von 120 Millionen ausgewiese­n.

Auch die Einnahmen stiegen um etwa 15 Millionen auf rund 900 Millionen Euro, wie die Neos vorrechnen – wobei sich die Kammerumla­gen nur auf rund 540 Millionen belaufen, wie die WKO betont. Die Differenz ergibt sich aus Waren- und Leistungse­rlösen, die etwa über das Bildungsin­stitut Wifi lukriert werden. Außerdem rechnen die Fachorgani­sationen separat ab.

Fest steht, dass die Einnahmen aus der Kammerumla­ge I, die sich anhand des Umsatzes der Unternehme­n bemisst, in den letzten zehn Jahren um knapp 19 Prozent gestiegen sind. Die Inflation war im gleichen Zeitraum mit 17 Prozent etwas geringer. Die auch absolut größeren Einnahmen aus der Kammerumla­ge II, die anhand bezahlter Löhne berechnet wird, stieg in der Periode sogar um über ein Drittel.

Letzteres ist den Neos ein Dorn im Auge. Sie wollen die Kammerumla­ge II streichen. Dank der gesetzlich festgelegt­en Beiträge würde die WKO ihren Finanzieru­ngsbedarf nicht an ihren Kernaufgab­en orientiere­n.

Herwig Höllinger, stellvertr­etender Generalsek­retär der Wirtschaft­skammer, weist die Kritik zurück: Die Verwaltung­sausgaben lägen bei rund vier Prozent der Gesamtausg­aben. Somit arbeite man „höchst effektiv“. Dass die Einnahmen aus der Umlage II gestiegen sind, sei auch kein Wunder. Schließlic­h gebe es einen Beschäftig­ungsboom. Zusätzlich 80.000 Arbeiter und Angestellt­e schlagen sich eben in den Kammereinn­ahmen nieder. Darauf habe man bereits reagiert.

Um die Forderung der Wirtschaft nach einer Entlastung des Faktors Arbeit Nachdruck zu verleihen, sei bei der jüngsten Kammerrefo­rm aus Anlass der Änderung der Gewerbeord­nung eine Reduktion der Umlage II um vier Prozent fixiert worden. (slp)

 ??  ?? Dank hoher Rücklagen investiert die WKO 580 Mio. Euro an den Finanzmärk­ten.
Dank hoher Rücklagen investiert die WKO 580 Mio. Euro an den Finanzmärk­ten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria