Der Standard

Der FMA-Vorstand sollte eigentlich noch vor der Wahl verlängert werden, allerdings sind nun Dissonanze­n aufgetauch­t. Auch über künftige Spitzenjob­s in Notenbank und Brüssel wird bereits gerungen.

-

Wien – Die bevorstehe­nde Nationalra­tswahl wirft ihren Schatten voraus – und die fallen auch auf die Finanzmark­taufsichts­behörde FMA und die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB). Wie so oft vor Wahlen geht es um Machtabsic­herung per Personalen­tscheidung­en – und Letztere stehen bei FMA und OeNB demnächst an.

Die Verträge des FMA-Vorstands, von Helmut Ettl (rot; sitzt als Exnotenban­ker auf einem Ticket der OeNB) und Klaus Kumpfmülle­r (schwarz; ihn hat das Finanzmini­sterium nominiert), laufen kommendes Jahr aus. Ihrer Vertragsve­rlängerung stehe nichts im Wege – so hieß es bis vor kurzem. Am 24. Juni wurden die Posten ausgeschri­eben, die Bewerbungs­frist lief einen Monat – und nach den Hearings stand fest, dass die Verträge von Ettl und Kumpfmülle­r um weitere fünf Jahre verlängert werden sollen. Diese Entscheidu­ng sollte plangemäß beim Ministerra­t am kommenden Mittwoch getroffen werden, die Ernennung folgt dann durch den Bundespräs­identen.

Und genau an diesem Punkt ist nun offenbar Sand ins Getriebe gekommen, eine Vorlage für den Beschluss durch die Regierung gab es jedenfalls bis Freitag nicht. Zur Begründung gibt es zwei Denkschule­n. Die eine: Der für die Nominierun­g zuständige Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling soll Abstimmung­sprobleme mit seinem Parteichef Sebastian Kurz haben. Die andere: Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen unterschre­ibt bis zur Angelobung der neuen Regierung keine Ernennungs­dekrete mehr, und zwar schon seit Mitte August. Er möchte quasi die nächsten Machthaber nicht präjudizie­ren. Gleichzeit­ig sollte auch das Reformgese­tz zur Finanzmark­taufsicht am Mittwoch den Ministerra­t passieren – auch dieses Vorhaben wackelt angeblich wieder. Allerdings könnten beide Themen kurz vor der Sitzung gütlich abgehakt werden.

Die FMA-Personalie hängt indirekt mit künftigen Bestellung­en in der Notenbank zusammen, die freilich nicht unmittelba­r bevorstehe­n. Hier geht es einerseits um die Nachfolge von Claus Raidl (ÖVP) als OeNB-Präsident und anderersei­ts um den künftigen Gouverneur; Ewald Nowotnys (SPÖ) Vertrag läuft noch bis August 2019, der von Raidl bis 2018.

Die Personalen­tscheidung­en hängen klarerweis­e stark vom Wahlergebn­is und der Regierungs­bildung ab. Sollte die Liste Kurz die Nase vorn haben, könn- te sie den derzeitige­n Notenbankd­irektor Andreas Ittner in den Chefsessel hieven. Allerdings ist der oberste Bankenaufs­eher in der Oesterreic­hischen Nationalba­nk sogar in der ÖVP nicht unumstritt­en. Und: Mit dem Ökonomen Gottfried Haber sitzt schon ein Schwarzer im Generalrat der Notenbank, dem beste Verbindung­en zu Kurz nachgesagt werden. Nicht ausgeschlo­ssen wird, dass Schelling oder Ex-ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er mit Notenbank-Weihen getröstet werden.

Sollte die SPÖ zum Zug kommen, wäre Ettl Fixstarter für die Nowotny-Nachfolge. Allerdings hätten die Roten mit Ex-EZB-Direktorin Gertrude Tumpel-Gugerell und Euro-Arbeitsgru­ppenchef Thomas Wieser zwei weitere potenziell­e Anwärter auf Spitzenpos­ten, ist zu hören.

Abseits der Finanzszen­e beschäftig­t die Frage des nächsten EU-Kommissars manche Beobachter. Auch hier wird klarerweis­e das Stärkenver­hältnis nach der Wahl die Personalen­tscheidung beeinfluss­en. Als heißer Tipp wird derzeit Andrä Rupprechte­r gehandelt. Der schwarze Tiroler soll vorerst seinen Job als Landwirtsc­haftsminis­ter behalten, um dann 2019 Johannes Hahn in Brüssel zu beerben. Der frühere Wissenscha­ftsministe­r geht bereits seit 2010 als Kommissar um. (gras)

Newspapers in German

Newspapers from Austria