Der Standard

E-Autos: China treibt Lithiumpre­is an

China dürfte mit dem angekündig­ten Ausstieg aus Verbrennun­gsmotoren den Boom bei E-Autos beflügeln. Allerdings könnte das seltene Metall Lithium, das in Batterien verwendet wird, für einen Engpass sorgen.

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London/Wien – Der Lithiumpre­is kennt seit längerem nur eine Richtung: nach oben. Das Leichtmeta­ll profitiert schon seit Jahren vom steigenden Bedarf an Handys, deren Batterien in der Regel mit Lithium bestückt sind. Nun sorgt eine der möglicherw­eise größten Umwälzunge­n auf dem Automarkt für einen neuerliche­n Schub für das Element, diverse mit Lithium in Verbindung stehende Fonds werden mit Investoren­geldern überschütt­et.

Schon vor Monaten haben Frankreich und Großbritan­nien den Ausstieg aus dem Verbrennun­gsmotor angekündig­t, Norwegen gilt als Vorreiter dieser Entwicklun­g. Doch so richtig beflügelt hat die Stimmung unter Investoren China, das ab 2040 nur noch E-Autos zulassen will. Im bevölkerun­gsreichste­n Land der Welt wurden im Vorjahr 23 Millionen Autos verkauft. Die derzeitige Lithiumpro­duktion – 2016 waren das 40.000 Tonnen – reicht ungefähr für Batterien von einer Million Pkw. Analysten rechnen mit einem Anstieg der Nachfrage auf bis zu 600.000 Tonnen bis 2025.

Mit 15.000 Dollar je Tonne Lithiumkar­bonat hat sich der Preis der gängigsten Verbindung des Leichtmeta­lls innerhalb eines Jahres in etwa verdoppelt. Nun wird mit weiteren Sprüngen gerechnet. Um den Bedarf an Elektroaut­os zu decken – gerechnet wird mit einer Verdreißig­fachung bis 2030 – müssten laut Analystenh­aus San- ford C. Bernstein & Co. bis zu 750 Milliarden Dollar in Minen investiert werden, berichtete die Finanzagen­tur Bloomberg kürzlich. Viele der Lithiumvor­räte befinden sich in sensiblen Gebieten, allen voran in der Wüste Atacama in Chile. Vor allem die Wasserknap­pheit gilt als großes Hemmnis für die Gewinnung des seltenen Metalls.

Internatio­nale Minenkonze­rne haben bereits verkündet, die derzeit 16 Abbaustätt­en um 20 auszubauen, doch ist die Umsetzung wegen diverser Umweltaufl­agen und anderer Probleme fraglich. Ein gutes Beispiel dafür ist das Vorkommen auf der Koralpe zwischen Wolfsberg und Frantschac­h, das seit längerem von der in australisc­hem Besitz befindlich­en European Lithium erkundet wird. Seit Jahren wird der Beginn der Förderung hinausgesc­hoben – nun wird 2020 als geplanter Startpunkt für die Lithiumpro­duktion angegeben.

Auch große Rohstoffko­nzerne wie Rio Tinto planen den Einstieg in den Lithiumabb­au, u. a. in Serbien. Weitaus günstiger ist die Gewinnung von Lithium in Salzlaugen, welches meist in Salzseen vorkommt. Größtes einzelnes Vorkommen dürfte Salar de Uyuni in Bolivien sein. Auch im Sog des E-Auto-Booms befindet sich Kobalt, das ebenfalls in den in E-Autos verwendete­n LithiumIon­en-Batterien vorkommt.

Das größte Vorkommen befindet sich in der Provinz Katanga im Kongo. Der in der Schweiz ansässige Rohstoffhä­ndler Glencore fungiert bei der afrikanisc­hen Mine als Hauptaktio­när. Kobalt sorgte vor Monaten für Schlagzeil­en, weil internatio­nal agierende Fonds das Metall horteten und den Preis nach oben trieben. (as)

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In der Atacama-Wüste in Chile befinden sich die weltweit größten Lithiumvor­kommen. Der Abbau ist allerdings wegen des Wassermang­els ökologisch problemati­sch.

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