Startschuss für Bieterkampf
Entscheidung über Air-Berlin-Zukunft erst nach Wahl
Wien/Berlin – Der Bieterkampf um die insolvente Air Berlin geht in die heiße Phase. „Mehrere Interessenten“haben laut Air-BerlinSachwalter Lucas Flöther bis zum Ablauf der Frist am Freitagnachmittag ihre Angebote für die Fluggesellschaft oder Teile davon eingereicht. Darunter auch Ex-Rennfahrer Niki Lauda, der wie angekündigt mit dem Reisekonzern Thomas Cook und dessen Tochter ein Angebot eingereicht hat. Endgültige Entscheidungen zum Verkauf sollen am 25. September fallen – und damit einen Tag nach der deutschen Bundestagswahl.
Als Favorit gilt die Lufthansa, die nach eigenen Angaben eine Offerte abgab, ohne jedoch Details zu nennen. Aus Verhandlungskreisen sickerte durch, dass Deutschlands größte Fluggesellschaft für 70 bis 90 der gut 140 Maschinen einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag biete.
Es steht viel auf dem Spiel: Die Offerten entscheiden nicht nur darüber, ob das weiß-rote Air-Berlin-Logo in Zukunft noch auf irgendwelchen Flughäfen dieser Welt in irgendeiner Form zu sehen sein wird. Sondern es geht auch um das Schicksal von etwa 8000 Mitarbeitern, um die bereits gebuchten Tickets von tausenden Passagieren und überhaupt um die Zukunft der Airline-Landschaft in Deutschland.
Die Zeit drängt: Die Airline macht wegen sinkender Buchungen täglich mehrere Millionen Euro Verlust. Damit stellt sich die Frage, ob die staatliche Finanzhilfe (150 Mio. Euro) ausreicht, bis die Kartellbehörden grünes Licht geben und die Restrukturierung beginnen kann. Möglicherweise müssen die Bieter also noch Geld zuschießen. „Das müssen die Interessenten einpreisen“, hieß es aus Verhandlungskreisen.
Interesse wird auch dem Billigflieger Easyjet sowie British Airways nachgesagt. Der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl hat bereits ein Angebot eingereicht. Die Berliner Logistikfirma Zeitfracht bietet für die Frachttochter Leisure Cargo, die Regionalflugtochter Walter (LGW) und die Air Berlin Technik. „Wir gehen fest davon aus, dass wir damit rund 1000 Arbeitsplätze der insolventen AirBerlin-Gruppe sichern und unsere Zeitfracht-Gruppe zu einem gut etablierten Luftfracht-Carrier ausbauen können“, erklärte Firmenchef Wolfram Simon. Den angebotenen Kaufpreis nannte er nicht.
Einem Medienbericht zufolge hat auch der frühere Energiemanager Utz Claassen ein „Angebot zur Komplettübernahme“vorgelegt. Der chinesische Unternehmer Jonathan Pang von der Betreibergesellschaft des Flughafens Parchim in Mecklenburg-Vorpommern hat derweil eine Woche Fristverlängerung beantragt. In verhandlungsnahen Kreisen hieß es, Angebote liefen auch bei Vorlage in den kommenden Tagen nicht ins Leere. (Reuters, dpa, red)