Milan war kein Maßstab
Die Austria soll nach dem Dafürhalten ihres Trainers Thorsten Fink die vom AC Milan kassierten Ohrfeigen möglichst schnell wegstecken. Für großartige Analysen bleibt keine Zeit, für grundlegende Änderungen fehlt das Personal. Reifeprozesse brauchen ihre Z
Wien – Das war aufgelegt. „Wiener Walzer für Milan im Prater“, titelte La Repubblica nach dem 5:1 der Rossoneri am ersten Spieltag der Europa-League-Gruppe D gegen die Austria im Happel-Stadion. Einen Hauch poetischer die Gazzetta dello Sport: „Walzer in Wien, die Teuflischen tanzen.“Die Austria sei „wenig fordernd, Milan fast perfekt“gewesen, schrieb das rosa Fachblatt. Dem wäre wenig hinzuzufügen, hätte es sich nicht um die höchste Heimniederlage gehandelt, die die Violetten jemals im Europacup bezogen haben. Der bisherige Tiefpunkt war ein 0:4 gegen Juventus Turin im Cup der Cupsieger 1990/91 gewesen – mit dem heutigen Sportdirektor Franz Wohlfahrt im Tor, unter Trainer Herbert Prohaska.
31 Trainerwechsel später hat Thorsten Fink einen Tiefschlag zu analysieren. Der Deutsche will sich aber nach außen hin damit nicht lange aufhalten. „Nach neun Minuten war das Spiel gegessen.“Die mangelnde Erfahrung seiner Spieler auf der europäischen Bühne sei der entscheidende Faktor gewesen. Wenn sich der gegen einen Gegner von Milans Klasse mit jugendlichem Übermut paart, geht das unweigerlich ins Auge. „Zu euphorisch, zu positiv, zu mutig“, seien seine Spieler zu Beginn aufgetreten. „Wir haben uns nicht intelligent genug verkauft.“Die Austria war angetreten, um vor gut 30.000 Fans für Milan zu einem Ärgernis zu werden, schließlich haben aber die Italiener darauf verzichtet, den Wienern Ärgeres zuzufügen.
„Meine Jungs müssen einfach daraus lernen und die anderen Spiele gegen die anderen Gegner einfach anders gestalten. Da können wir uns messen, aber nicht mit Milan“, sagte Fink, der sonst aber nicht an das Gastspiel bei AEK Athen denken will. Die Griechen gewannen ihr erstes Gruppenspiel in Rijeka 2:1 und können mit einem weiteren Erfolg gegen die Austria schon früh für relativ klare Verhältnisse im Rennen um die ersten beiden Plätze sorgen.
Die Austria steht vorerst vor dem Problem, mit einer angeschlagenen Truppe die anstehenden Pflichtaufgaben zu lösen. Routinier Heiko Westermann verletzte sich gegen Milan am Sprunggelenk und fehlt am Sonntag im Heimspiel gegen das durch den Trainerwechsel auf Oliver Lederer gewiss voll motivierte Schlusslicht St. Pölten ebenso wie Nachwuchsmann Alexandar Borkovic, der nach seinem Ehrentreffer gegen Milan wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel ausschied. Fink hat damit in der Abwehr zumindest nicht mehr die Qual der Wahl: „Ich muss jetzt zaubern.“
Die Spieler von Meister Red Bull Salzburg, in der ersten Partie der Gruppe I beim 1:1 gegen Vitória Guimarães für Coach Marco Rose „sehr ordentlich“, aber eben nicht berauschend, gingen wie schon nach dem 2:2 gegen Rapid mit dem Gefühl vom Platz, zwei Punkte etwas leichtfertig vergeben zu haben. Am Sonntag in Mattersburg soll wieder ein Dreier her, um den Rückstand auf Spitzenreiter Sturm zumindest zu halten. Die Grazer gastieren am Samstag bei der Admira. In der Südstadt hat wieder Ernst Baumeister das Sagen als Trainer. Es liegt nicht am Ex-Internationalen, dass der Abgang von Damir Buric zum Greuther Fürth in die zweite deutsche Bundesliga noch immer sehr bedauert wird. (APA, red)