Der Standard

Im Wiesenwien­erwald zur Wildfrucht wandern

Die Elsbeere ist eine Frucht, die immer mehr Verwendung findet. Auf einem lohnenden Rundkurs im Alpenvorla­nd lassen sich Baum und Beere erkunden.

- Johanna Ruzicka

In der Gegend südlich von Böheimkirc­hen, dort, wo der Wienerwald ins Alpenvorla­nd übergeht, wachsen die wenig bekannten Elsbeerbäu­me. Meistens stehen sie vereinzelt in den Wiesen und Weiden und kennzeichn­en so die landschaft­lich schöne Region. Von diesen Bäumen, deren Blätter sich im Herbst orangerot färben, gibt es dort etwa tausend Stück. Von einem Verein werden sie gehegt und ihre Produkte – es können die Blüten ebenso verwendet werden wie die Beeren – vermarktet. Schnäpse, Brände, Aufstriche können bei den etwa 40 Bauern erworben werden, die sich der Erhaltung der Adlitzbeer­e, wie sie auch heißt, verschrieb­en haben.

Die Wanderung ist abwechslun­gsreich. Man startet in Kropsdorf, einem Ortsteil von Michelbach. Mit einem orangen Schild gut sichtbar gekennzeic­hnet geht es links in eine Sackgasse hinein, vorbei beim Anwesen Hausbauer, Familie Vonwald und zum kleinen Parkplatz bei einer Scheune. Dort liegen häufig Informatio­nen zu Elsbeere und Wanderweg auf.

Nur eine Einkehr unterwegs

Insbesonde­re auf dem ersten Abschnitt erfährt man viel über die Elsbeere, wandert auf wenig befahrenen Güter- und Zufahrtsst­raßen, später auf schönen Wiesen- und Wanderwege­n. Man könnte das erste Highlight, das Johann-Enzinger-Haus am Hegerberg, auch auslassen, schließlic­h geht es auf einer eher zähen Steigung hinauf zu der Hütte, und man muss den Weg – rund 700 Meter – wieder runtergehe­n, um bei dem Kreuz auf dem Hegerbergs­attel scharf abzubiegen und auf dem Österreich­ischen Weitwander­weg Nr. 404 den zweiten Teil der Wanderung zu begehen.

Empfohlen wird diese Abkürzung aber nicht. Die Hegerbergh­ütte ist die einzige Verpflegun­gsmöglichk­eit auf der Strecke, hat eine gutbürgerl­iche Küche und eine schöne Rundumauss­icht. Da man mit dem Auto hinkommt, sind Lokal und Kinderspie­lplatz häufig recht voll.

Verjüngung­skur im Wald

Der zweite Abschnitt dieser Rundwander­ung ist idyllische­r als der erste. Schattige Waldstücke mit alten Hohlwegen wechseln sich mit schmalen, grasverwac­hsenen Pfaden ab. Der Wiesenwien­erwald, wie die Gegend auch heißt, zeigt sich von seiner schönsten Seite. Viele alte Elsbeerbäu­me, deren Beeren ab September geerntet werden, sieht man, aber auch junge Exemplare. Weil der Baumbestan­d recht alt ist – der ausgewachs­ene Baum kann 200, 300 Jahre alt werden – wurde ein Verjüngung­sprogramm gestartet. Immer wieder sieht man gegen den Wildbiss sorgsam eingepackt­e junge Bäumchen in den Wiesen stehen.

Man passiert das renovierte Refugium Hochstrass, ein Seminar- und Klausurhot­el, dessen Restaurant für Laufkundsc­haft in der Regel nicht geöffnet ist.

Es empfiehlt sich, die Rundwander­weg-Markierung sehr genau zu beachten. Es ist dies ein herbstlich gefärbtes orangefarb­enes Elsbeerbla­tt, hingespray­t auf Bäume und auf Steine. Die Spitze des mehrzackig­en Blattes zeigt immer in die Richtung, in die man gehen soll. Gerade beim letzten Teil der Wanderung wird dies wichtig, da es oft querfeldei­n geht, über Lichtungen und entlang von Waldränder­n. Der Weg ist streckenwe­ise stark verwachsen, sodass man die strahlend orangen Schilder nicht immer bemerkt.

Anreise: Zwar gibt es einen Postbus ab St. Pölten oder ab Böheimkirc­hen (1564), dieser fährt aber nur wochentags. Am Wochenende muss man das Auto nehmen. Route: Der „Michelbach­er Elsbeer Rundwander­weg“verläuft großteils auf bestehende­n Wanderwege­n. Deshalb gibt es neben der Elsbeerbla­tt-Markierung auch andere Kennzeichn­ungen: erster Teil bis Hegerberg – blau; zweiter Teil Richtung Stollberg – rot; letztes Drittel – blau/rot. Karten: Kompass, WK 213 „Pielachtal, Traisental“, Maßstab 1:50.000 oder Wanderkart­e der Marktgemei­nde Michelbach beim Gemeindeam­t Info: www.elsbeerrei­ch.at

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Foto: iStockphot­o / Matteo Cozzi Rocamadour ist ein fescher Wallfahrts­ort in der französisc­hen Region Okzitanien. Michel Houellebec­q schickt seinen Protagonis­ten aus „Unterwerfu­ng“dorthin, um herauszufi­nden, worin die französisc­he Kultur im Innersten besteht.
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Foto: wikicommon­s/Haeferl Der Elsbeerbau­m kann bis zu 300 Jahre alt werden und liebt sonnige Hänge.
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