Der Standard

Nicht überall dicht

- Michael Simoner

Wenn man Politikern wie Innenminis­ter Wolfgang Sobotka oder Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil zuhört, könnte man glauben, dass die Grenzen dicht sind und derzeit auf Straße und Schiene niemand unkontroll­iert ins Land kommt. Denn nach den jüngeren Migrations­bewegungen wurden ja Grenzkontr­ollen zeitlich befristet wiedereing­eführt.

Doch wer etwa bei Klingenbac­h mit dem Pkw von Sopron kommt, wird fast immer durchgewin­kt. Und viele andere Grenzüberg­änge in Österreich – insgesamt gibt es mehr als 200 – sind überhaupt unbesetzt. An anderen Übergängen, beispielsw­eise in Nickelsdor­f oder am Walserberg, hat man sich hingegen bereits wieder an die im Verkehrsfu­nk durchgesag­ten Wartezeite­n gewöhnt. Wie damals, als es die Schengener Reisefreih­eit noch nicht gab.

Die Grenze ist also offensicht­lich nicht überall dicht. Muss sie auch nicht sein. Nun fordern Volksvertr­eter in ganz Europa, die im November auslaufend­e EU-Genehmigun­g für Grenzkontr­ollen zu verlängern – diesmal wegen latenter Terrorgefa­hr.

Schengen wegen Sicherheit­sbedenken punktuell außer Kraft zu setzen ist zulässig und nicht neu. Neu ist, dass Kontrollen dann für länger genehmigt werden sollen. Die EU wird den entspreche­nden Kodex wohl anpassen, dichter werden die Grenzen aber auch dann nicht sein. Es wäre Aufgabe der Politik, darauf hinzuweise­n.

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