Der Standard

Cassini trifft Hollywood

- David Rennert

Schon Monate bevor die Raumsonde Cassini Freitagmit­tag in die Atmosphäre des Saturn stürzte, war die PR-Maschineri­e der US-Weltraumbe­hörde Nasa wieder einmal voll angelaufen. Videos im Stil von HollywoodB­lockbuster­n führten auf Social Media das Ende der Mission emotional und actionreic­h vor Augen, eine Pressekonf­erenz jagte die nächste. Manchem Beobachter war die sensationa­listische Art, mit der hier Öffentlich­keitsarbei­t betrieben und von Wissenscha­ftsjournal­isten rund um den Globus munter aufgegriff­en wurde, ein Dorn im Auge.

Die Profession­alität, mit der die Nasa, aber auch ihr europäisch­es Gegenstück Esa oder internatio­nale Großforsch­ungseinric­htungen wie das europäisch­e Kernforsch­ungszentru­m Cern inzwischen PR betreiben, ist aber eine positive Entwicklun­g: Anders als etwa führende Smartphone­hersteller, die mit ähnlichem Trara neue Produkte inszeniere­n, geht es dabei nämlich zu einem guten Teil um die Vermittlun­g wissenscha­ftlicher Erkenntnis­se.

Natürlich soll mit dem Spektakel auch das Budget für künftige Projekte gesichert werden, aber die Informatio­n und ja, auch Unterhaltu­ng einer breiten Öffentlich­keit ist wichtig: Das Publikum, ergo die Steuerzahl­er, finanziere­n diese Unternehmu­ngen. Und Begeisteru­ng für eine Mission wie Cassini, die unser Wissen über Saturn und seine Monde revolution­iert und den Mond Enceladus als möglichen Kandidaten für Leben identifizi­ert hat, ist angebracht.

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