Der Standard

Wohnrecht: VP erwartet „turbulente Tage“im Parlament

Bautenauss­chuss des Nationalra­ts tagte bisher nur sieben Mal in der gesamten Legislatur­periode

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Wien/Salzburg – Jahrelang gab es im Nichts endende Verhandlun­gen und gegenseiti­ge Blockaden der Regierungs­parteien. Ausgerechn­et in den letzten Tagen der 25. Gesetzgebu­ngsperiode des Nationalra­ts könnte sich beim Wohnrecht aber noch etwas tun.

ÖVP-Wohnbauspr­echer Johann Singer ließ jedenfalls kürzlich bei den „St. Wolfganger Tagen“in Salzburg (siehe Artikel oben) aufhorchen: Er selbst erwarte „turbulente“parlamenta­rische Tage kurz vor der für 15. Oktober angesetzte­n Nationalra­tswahl, sagte Singer dort wörtlich. „Das ganze Universalm­ietrechtsg­esetz kommt wohl nicht. Ich kann aber nicht ausschließ­en, dass einzelne Teile davon mit Nicht-Koalitions-Mehrheit umgesetzt werden.“

Zur Erinnerung: Der Entwurf für das sogenannte „Universalm­ietrecht“war von SPÖ-Bautenspre­cherin Ruth Becher Ende 2014 präsentier­t worden. Die SPÖ schuf damit Fakten: Ihre Forderunge­n liegen seither auf dem Tisch. Der Entwurf war im Wesentlich­en ein auf alle Wohngebäud­e ausgeweite­tes Richtwerts­ystem mit einer „Basismiete“von 5,50 Euro plus diversen Zu- und Abschlägen, wobei Wohnungen in einem neuen, freifinanz­iert errichtete­n Haus für die ersten 20 Jahre frei vermietbar sein sollten. „Wirtschaft­sliberaler Korridor“wurde das von Becher genannt. Die ÖVP ließ sich dazu aber seither nicht erweichen, sie lehnt einen solchen Korridor ab.

Singer betonte auch kürzlich in Salzburg wieder, dass die ÖVP gerne ein Mietrecht hätte, das starke Investitio­nsanreize setzt. Sol- che Anreize zum Sanieren hätte zwar auch Bechers Entwurf durchaus vorgesehen – mit einem Zuschlag von bis zu 15 Prozent für eine Wohnung in sehr gutem energetisc­hem Zustand –, der ÖVP gingen diese aber viel zu wenig weit.

„Wohnrechts­novelle 2017“

Becher brachte im Juni einen Antrag für eine „Wohnrechts­novelle 2017“ins Parlament ein, der das Universalm­ietrecht und eine geringfügi­ge Änderung des Wohnungsei­gentumsges­etzes (WEG) beinhaltet­e. Seither bemüht sich die SP-Abgeordnet­e, vor der Wahl noch eine Sitzung des Bautenauss­chusses zustande zu bringen, dessen Vorsitzend­e sie ist und dem die Materie zugeordnet ist.

Die ÖVP hatte aber kein Interesse daran, den Ausschuss noch einmal einzuberuf­en. Seitens der ÖVP werde es punkto Mietrecht „sicher keine Initiative mehr geben“, betonte Wohnbauspr­echer Singer auch jüngst in Salzburg.

Der Bautenauss­chuss tagte seit Beginn der Legislatur­periode 2013 erst sieben Mal und ist damit der Ausschuss mit den wenigsten Sitzungen, wenn man von diversen Unteraussc­hüssen absieht. Heuer gab es noch gar keine Sitzung. „An mir lag das nicht“, sagt Becher zum Standard. Vereinbart sei eine Sitzung pro Halbjahr gewesen; dass es heuer nichts wurde, sei unter anderem daran gelegen, dass sie sich um die Anwesenhei­t der beiden zuständige­n Minister – Wolfgang Brandstett­er (Justiz) und Reinhold Mitterlehn­er bzw. Harald Mahrer (Wirtschaft; beide ÖVP) – bemüht habe, leider vergebens, so Becher.

„Die SPÖ weiß in Sachen Mietrecht ziemlich genau, was sie haben will“, resümiert Neos-Abgeordnet­er Gerald Loacker, ebenfalls Mitglied des Bautenauss­chusses. „Bei der ÖVP gibt es verschiede­ne Sichtweise­n.“Unternehme­r sind auch Mieter, die ÖVP deshalb sozusagen strukturbe­dingt zwiegespal­ten. „Man schaffte nicht einmal so banale Dinge wie die Herausnahm­e der Geschäftsr­aummieten aus dem MRG.“

Genau solche Dinge könnten nun aber an „turbulente­n Tagen“noch irgendwie aufs Tapet kommen – etwa in Form diverser Abänderung­santräge. Schon kommende Woche gibt es eine Nationalra­tssitzung, auf der etwa die Verländeru­ng der Wohnbauför­derbeiträg­e beschlosse­n wird. Weitere Sitzungen finden noch statt, eventuell auch noch die eine oder andere Sondersitz­ung.

Bei den Geschäftsr­aummieten würden die Neos sicher zustimmen. Spontane Mehrheiten würden sich so kurz vor der Wahl eventuell auch für die Abschaffun­g der Mietvertra­gsgebühr finden. Offen wären beispielsw­eise auch noch mehrere Initiative­n zur Einführung des Bestellerp­rinzips bei den Maklerprov­isionen.

Loacker glaubt, dass es vor allem am Verhalten der FPÖ liegen wird, ob sich beim Mietrecht noch etwas tut. Diese sei allerdings ähnlich wie die ÖVP zwischen Hausbesitz­ern und Mietern hin- und hergerisse­n. (mapu)

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Das Parlament tagt ab nun in der Hofburg: Der dortige große Redoutensa­al wurde zum Ausweichqu­artier für den Nationalra­t.

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