Der Standard

Was wissen wir über Kurz?

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Was wissen wir über Sebastian Kurz? Jetzt auch, dass er in seiner Jugend die Ferien bei der Oma auf dem Land verbracht hat. Das erfahren wir aus der Zogelsdorf-Saga, einem schönen Wahlkampfv­ideo, komplett mit den „Grundwerte­n“: „Zusammenha­lt in der Familie, aber auch dass man sich anstrengen muss“. Klingt nach ca. 1955? Aber da sehnen sich viele hin.

Was wissen wir noch über Sebastian Kurz? Dass er ein rhetorisch­es und politische­s Naturtalen­t ist. Er erkennt Themen. Er schnappt sich das Thema Migration früher als Kern, aber netter als Strache. Kurz hat erkannt, dass generell große „Systemverd­rossenheit“und eine „Wechselsti­mmung“herrscht (in dem „Geheimpapi­er“, das seinem Stab zuge- schrieben wird, kommt dauernd „das System“negativ vor). Und er kann aus der kalten Analyse heraus kalt und schnell handeln. Wie er zuerst die ÖVP einkassier­t und dann Kanzler Kern mit Neuwahlen überrumpel­t hat: cool.

Was wir nicht wissen: Wie weit will Kurz letztlich gehen? Nur die (unbestritt­ene) Reformunfä­higkeit der alten Institutio­nen beseitigen? Oder gleich das ganze „System Zweite Republik“? Er hat schon vor Jahren ein „Demokratie­paket“ausgearbei­tet. Kernstück: viel mehr Volksabsti­mmungen. Ein populistis­ches Instrument, mit dem man geschickt regieren kann.

Da muss man aber eines wissen: Das ist das Modell „Dritte Republik“. Die FPÖ will das übrigens auch.

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