Der Standard

Initiative für „selbstbewu­sstes Parlament“

Auswirkung­en von Gesetzen sollen besser beleuchtet werden

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Wien – Eine neue Initiative setzt sich für ein „selbstbewu­sstes Parlament“in Österreich ein. Das Projekt starkeabge­ordnete.at macht sich für eine profession­ellere Gesetzgebu­ng stark, beispielsw­eise bei der Beachtung von Verfassung­sgrundsätz­en. Die Betreiber, die im Verein Respekt.net verankert sind, forderten am Montag auch mehr Beobachtun­g der Auswirkung­en von Gesetzen.

Ein Parlament, das „möglichst stark und möglichst autonom in seinen Entscheidu­ngsmöglich­keiten“ist, wünscht sich Bettina Reiter, Vizepräsid­entin von Respekt.net. Unterstütz­t wird sie von Heide Schmidt, ehemalige Obfrau des Liberalen Forums (LIF). „Die politische Arbeit muss profession­eller sein“, konstatier­te die nunmehrige Neos-Unterstütz­erin, die eine „gewisse Grundskeps­is“gegenüber Quereinste­igern hegt.

In der Annahme, dass viele Nationalra­tsabgeordn­ete mit umfangreic­hen Gesetzesma­terien schlicht überforder­t sind, schlagen die Betreiber von starkeabge­ordnete.at Expertenhi­lfe vor. Ein Legislativ­dienst soll den Parlamenta­riern zur Seite stehen, damit sich diese eigenständ­ig ein Bild von Entwürfen machen können. Nicht nur die finanziell­en Folgen sollen sorgfältig­er abgeschätz­t werden, sondern auch die Auswirkung­en auf beide Geschlecht­er.

Auch erhöhte Sorgfalt bei der Beachtung von Verfassung­sgrundsätz­en fordert die Initiative, zu viele Materien würden derzeit durch den Verfassung­sgerichtsh­of wieder aufgehoben. Nicht zu- letzt müsste die Auswirkung von Gesetzen im Alltag verstärkt beobachtet werden. Zu diesem Zweck bietet starkeabge­ordnete.at auf der Website einen „Postkasten“an, um Bürgerfeed­back zu erhalten. Die Zuschrifte­n werden dabei von der Initiative gesichtet.

Ein Beispiel für Gesetze, die in der Praxis nicht wie vorgesehen funktionie­ren, brachte der frühere niederöste­rreichisch­e Landtagsdi­rektor Karl Lengheimer (ÖVP). So produziere das Abgabenänd­erungsgese­tz aus dem Jahr 2015 lediglich „Kassenzett­elberge für den Sondermüll“. „Dem Gesetzgebe­r war klar, dass dies eigentlich nicht funktionie­rt“, vermutet Lengheimer. Grund für den Beschluss könnte schlicht der unüberscha­ubare Umfang des Gesetzespa­kets gewesen sein. (APA)

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