Schuldspruch in Berlin, Freispruch in Istanbul
Fall Hatan Sürücü sorgte für Ehrenenmord-Debatte
Berlin/Istanbul/Wien – Der Mord an der Deutschtürkin Hatun Sürücü hat in Deutschland über Jahre hinweg die Debatte über sogenannte Ehrenmorde (siehe Artikel links) angeheizt. Erst kürzlich wurden zwei Brüder des Opfers in der Türkei vom Vorwurf, die Ermordung in Auftrag gegeben zu haben, freigesprochen.
2005 wurde die damals 23-jährige Frau von ihrem jüngsten Bruder in Berlin erschossen. Sie hatte seit ihrer Geburt in Deutschland gelebt, war mit 16 zwangsverheiratet worden, hatte später mit ihrer Familie gebrochen und mit ihrem Kind ein „westliches“Leben geführt. Kurz vor ihrer Gesellenprüfung als Elektroninstallateurin wurde sie ermordet. Laut Staatsanwaltschaft sollen die beiden älteren Brüder den Jüngsten damit beauftragt, die „Ehre zu säubern“. Der Täter verbüßte in Deutschland neuneinhalb Jahre Jugendhaft, danach wurde er in die Türkei abgeschoben.
Der Prozess gegen die zunächst freigesprochenen, älteren Brüder sollte in Deutschland neu aufgerollt werden, sie waren aber bereits in die Türkei ausgereist. Dort wurden sie Ende Mai freigesprochen, weil das Istanbuler Gericht für schwere Straftaten „nicht genügend eindeutige und glaubhafte, klare Beweise“fand. (simo)