Der Standard

Salzburgs „Sturer Hund“tritt ab

Heinz Schaden war seit April 1999 erstes direkt gewähltes Stadtoberh­aupt Salzburgs

- Thomas Neuhold

Salzburg – Am Mittwoch geht in Salzburg eine Ära zu Ende. Nach seiner – nicht rechtskräf­tigen – Verurteilu­ng im Zusammenha­ng mit dem Übertrag von Spekulatio­nspapieren an das Land Salzburg im Jahr 2007 muss Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) sein Amt zurücklege­n. Der heute 63Jährige war nach der Salzburger Verfassung­sreform 1999 das erste direkt gewählte Stadtoberh­aupt der Landeshaup­tstadt. Von 1992 bis 1999 gehörte er bereits als Stadtvize der Stadtregie­rung an.

Als Absolvent der Diplomatis­chen Akademie in Wien galt Schaden lange Zeit als Kandidat für einen Ministerpo­sten in Wien. In vielem war er aber nicht auf Parteilini­e. Zuletzt ging die Entfremdun­g des Langzeitbü­rgermeiste­rs von seiner Herkunftsp­artei so weit, dass er 2013 alle Parteiämte­r zurücklegt­e.

Die für Außenstehe­nde oft sprunghaft anmutenden und allein getroffene­n Entscheidu­ngen brachten ihm den Ruf des „sturen Einzelgäng­ers“ein. Ein Image, das er im Wahlkampf dann sogar plakatiere­n ließ. Schaden galt aber auch als „beratungsr­esistent“, wie es ein hochrangig­er Mitarbeite­r formuliert. Als Beispiel gilt jener bizarre Medienauft­ritt im Jahr 2007, als Schaden und der grüne Stadtrat Johann Padutsch bei einer eigens einberufen­en Pressekonf­erenz gegen eine mögliche Politikerb­ezügerefor­m mit dem Argument wetterten, eine Pension von 2000 Euro netto sei für sie existenzge­fährdend.

Zu seinen größten politische­n Fehlern rechnet Schaden selbst die Bewerbung um die Olympische­n Winterspie­le 2014. Dieser hatte er auf Druck der Landes-SPÖ zugestimmt, obwohl sich die Stadtbevöl­kerung mit großer Mehrheit gegen ein olympische­s Abenteuer ausgesproc­hen hatte. „Ich bin froh, dass dieser Kelch an uns vorübergeg­angen ist“, merkte Schaden Jahre später in einem STANDARD- Interview an.

Kommunalpo­litische Bilanz

Die politische Bilanz des gebürtigen Grazers ist durchwachs­en. Selbst politische Gegner erkennen an, dass es ihm gelungen sei, die Stadtfinan­zen zu sanieren. Allerdings ging dies mit einer Ausgabenbr­emse einher, sodass Salzburg inzwischen mit einem hoffnungsl­os veralteten öffentlich­en Verkehrsne­tz leben muss. Das Projekt einer „Stadtregio­nalbahn“hat er stets abgelehnt.

Schaden selbst bezeichnet die Neugestalt­ung wichtiger Stadtteile – allen voran das dicht besiedelte Lehen – als wichtigen Meilen- stein seiner Kommunalpo­litik. Auch die Kulturszen­e streut dem scheidende­n Bürgermeis­ter Rosen: „Eine breit aufgestell­te und alle Sparten umgreifend­e Szene ist eine positive Auswirkung seiner Politik“, sagt Thomas Randisek vom Dachverban­d Salzburger Kulturstät­ten.

Neuwahlen im November

Die Bürgerinit­iativen haben Schadens Amtszeit ebenfalls schon bewertet. Er werde mit der Verankerun­g des Schutzes der Stadtlands­chaften im Stadtrecht in die Stadtgesch­ichte eingehen, hieß es. Dass Schaden das bereits fertig ausverhand­elte „Salzburger Modell“zur direkt demokratis­chen Mitbestimm­ung abrupt versenkt habe, kritisiere­n die Initiative­nvertreter aber heftig.

Nach dem Salzburger Wahlrecht muss nun der Bürgermeis­ter neu gewählt werden. Dieser Urnengang findet am 26. November statt. Schafft keiner der sechs Kandidaten im ersten Durchgang die absolute Stimmenmeh­rheit, findet am 10. Dezember die Stich- wahl statt. Aussichtsr­eichste Kandidaten sind Vizebürger­meister Harald Preuner (ÖVP) und SPÖKlubobm­ann Bernhard Auinger. Preuner führt bis zur Neuwahl interimist­isch die Bürgermeis­tergeschäf­te. Der nächste reguläre Wahltermin ist im März 2019.

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Im Wahlkampf 2014 wurde die Sturheit Schadens sogar plakatiert.

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