Der Standard

Turbulenze­n bei Ryanair

Massive Flugstreic­hungen bis Ende Oktober

-

Dublin/Brüssel – Die Ankündigun­g kam für die Fluggäste unvermitte­lt. Am Freitag gab Ryanair bekannt, dass die irische Fluglinie ab sofort bis Ende Oktober täglich 40 bis 50 Flüge streichen wird. Das Unternehme­n wolle mit etwa 2000 Stornierun­gen die Pünktlichk­eitsrate, die seit Anfang September unter 80 Prozent gefallen sei, verbessern.

„Wir haben die Planung der Urlaube der Piloten durcheinan­dergebrach­t und arbeiten hart daran, dies auszubügel­n“, sagte Kenny Jacobs, Marketing-Chef von Ryanair. Nicht nur die desaströse Urlaubspla­nung, auch Fluglotsen­streiks und Unwetter seien schuld an den Verspätung­en.

Den Ryanair-Kunden hilft das wenig. Schon am Samstag standen die Ersten von ihnen ohne Heimoder Urlaubsflu­g da – und reagierten per Twitter empört. Mit extrem kurzer Vorlaufzei­t wurde und wird ihnen per E-Mail mitgeteilt, dass ihre Flüge ausfallen. Auf der Webseite sind am Montag lediglich die Stornierun­gen bis Mittwoch angegeben: Gestrichen wurden in diesen drei Tagen 164 Verbindung­en.

Entschädig­ung

Das Unternehme­n bietet den Betroffene­n Umbuchunge­n oder Flugpreise­rstattunge­n an. Ihnen stehen nach der Fluggastre­chteVerord­nung der EU aber auch Entschädig­ungen von bis zu 600 Euro zu, wenn die Flugabsage weniger als 14 Tage vorher erfolgt. Auch die EU-Kommission will Ryanair diesbezügl­ich genau auf die Finger schauen. Passagiere hätten bei Flugabsage­n umfassende Rechte. Laut Irish Independen­t habe Ryanair auch Schwierigk­eiten, Personal zu finden, und heuer bereits 140 Piloten an den erfolgreic­hen Konkurrent­en Norwegian Air ver- loren. Spekuliert wird auch über einen ganz anderen Hintergrun­d: Ryanair bereite sich nach Einschätzu­ng des Luftverkeh­rsexperten Gerald Wissel auf den Fall vor, dass die insolvente Air Berlin ihren Flugbetrie­b aus Geldmangel vorzeitig einstellen muss.

„Im Fall eines vorzeitige­n Groundings der Air Berlin müssten die begehrten Start- und Landerecht­e vom zuständige­n Koordinato­r der Bundesrepu­blik sofort neu vergeben werden“, sagte Wissel. Den Zuschlag könnten aber nur Gesellscha­ften erhalten, die dann auch mit entspreche­nden Flugzeugen die Strecken tatsächlic­h fliegen könnten. Dafür wolle Ryanair einige Maschinen in petto haben. (dpa, Reuters)

Newspapers in German

Newspapers from Austria