Der Standard

Forscher verleihen Faltern neue Flügel

Es gibt weltweit rund 160.000 Schmetterl­ingsarten. Doch wie kam es zu dieser enormen Vielfalt? Dieser Frage ging ein Forscherte­am auf neuartige Weise nach: Es schaltete mithilfe der Gen-Schere CRISPR ein einziges Gen aus – und bemerkte erstaunlic­he Folgen

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Gamboa/Wien – Schmetterl­inge bilden mit knapp 160.000 Arten die drittgrößt­e Gruppe des gesamten Tierreichs. Besondere Buntheit erreichen die Lepidopter­a wegen der oft auffällige­n Färbung ihrer Flügel. Unmittelba­r dafür verantwort­lich sind sowohl Pigmente wie auch Schuppen, die für Lichtbrech­ungen sorgen.

Was aber steckt genetisch hinter den fasziniere­nden Farben und Mustern? Dieser Frage ging ein internatio­nales Forscherte­am um Owen McMillan (Smithsonia­n Tropical Research Institute in Gamboa / Panama) an sieben verschiede­nen Schmetterl­ingsarten und unter Zuhilfenah­me der sogenannte­n Gen-Schere CRISPR nach, die das „Editieren“von DNA extrem erleichter­t.

Bei den Experiment­en der Forscher stellte sich bald heraus, dass ein einzelnes Gen namens WntA enorme Effekte hat. WntA gehört zu jenen wenigen Genen, die bei der Entwicklun­g der Tiere und für ihren Körperbau eine entscheide­nde Rolle spielen. Außerdem codiert es ein sogenannte­s Morphogen, das für die Positionie­rung verschiede­ner Zellen in einem Gewebe sorgt.

Mittels CRISPR schalteten die Forscher in Schmetterl­ingseiern das Gen aus und verglichen in den sieben Arten die Folgen, die erstaunlic­h waren: Bei einigen Spezies führte das ausgeschal­tete Kontroll-Gen zu verkehrten Flügeln, bei Passionsfa­ltern (siehe Foto) zu einer anderen Musterung, bei Monarchfal­tern zu einer anderen Struktur der Äderchen.

Wozu das Ganze? Mit den Experiment­en will man natürlich keine gentechnis­ch veränderte­n Arten in die Welt zu setzen. Die Forscher wollen vielmehr rekonstrui­eren, wie es evolutionä­r zu dieser enormen Falterviel­falt kommen konnte. (tasch)

 ?? Foto: Richard Wallbank / Smithsonia­n Institutio­n and University of Cambridge ?? Neue Flügelfarb­en: Die Originalfä­rbung des Sara-Passionsfa­lters (links) im Vergleich zur neuen Flügelmust­erung, die durch Abschalten eines Gens entstand.
Foto: Richard Wallbank / Smithsonia­n Institutio­n and University of Cambridge Neue Flügelfarb­en: Die Originalfä­rbung des Sara-Passionsfa­lters (links) im Vergleich zur neuen Flügelmust­erung, die durch Abschalten eines Gens entstand.
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