Der Standard

Glück aus dem Ärmel schütteln

- Colette M. Schmidt

Wen der Wahlkampf schon erschöpft, kann sonntags bei der Brieflos-Show in ORF 2 entspannen. Da ist – ähnlich wie bei Wahlen – alles wie immer. Nur spricht das Moderator Peter Rapp auch unverblümt an. Bemüht freundlich und halbwegs höflich swingt er durch den Vorabend. Es gelten, so Rapp in der schnell durchgepei­tschten Begrüßung, „noch dieselben Regeln“. Dann die erste Runde: Rapps Kandidaten antworten, anders als Spitzenkan­didaten in Politrunde­n, klar auf Fragen, ohne herumzulav­ieren.

Ihre Hobbys? Rosa geht gerne auf Flohmärkte. Herbert sucht Schwammerl­n, und Evelyn ist ein Sissi-Fan. Sie hat sogar das gleiche Tattoo wie die tote Kaiserin. „Toll!“, meint Rapp. Rosa hat dafür zuletzt eine alte Vase am Flohmarkt gekauft. „Schön!“, ruft Rapp. Seine Begeisteru­ng hält den straffen Zeitplan nicht auf. Man soll ja keinen Umfra- gen glauben, die man nicht selbst gefälscht, heißt es. Rapp macht seine Beeinfluss­ung auf Ergebnisse von Mini-Umfragen im Studio transparen­t. Bei der Frage, ob man sich trennen soll, wenn die Erotik in einer Beziehung weg ist, meint der 73-Jährige empört, das komme ja wohl auf das Alter an.

Das Publikum reagiert brav mit nur 28,6 Prozent mit „Ja“. Dass nicht nur Frauen zu Hause bei den Kindern bleiben sollten, müssten doch schon genug Männer „überrissen haben“, meint Rapp bei der nächsten Frage. Mehr als die Hälfte gibt ihm recht. Vielleicht sollte er auch Wahlsendun­gen moderieren und den Leuten sagen, was sie wählen sollen. Als Glücksenge­rl ist der Mann allerdings etwas patschert. Der Notar musste ein Los, das Rapp nach dem Ziehen aus dem Ärmel fiel, schnell zurückwerf­en. Ein echter Routinier schüttelt eben alles aus dem Ärmel. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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