Der Standard

KOPF DES TAGES

Der flinkeste Professor der Nation

- Nina Weißenstei­ner

Wenn halb Österreich noch der Kopf schwirrt, weil zwei Spitzenkan­didaten (bzw. ihre Vizes) einander gerade alles Mögliche entgegenge­schleudert haben, dann redet er im Rekordtemp­o – und schafft es dabei, dem Publikum zu erklären, wer zumindest aus diesem TV-Duell als Sieger hervorgega­ngen ist: Ab heute, Dienstag, analysiert Peter Filzmaier jeweils nach 22 Uhr ein knappes Dutzend ORFKonfron­tationen vor dem Wahltag.

Für die hohe Kunst des Professors für Politikfor­schung und - kommunikat­ion gibt es längst einen eigenen Terminus: „filzmaiern“. Die scherzhaft­e Wortschöpf­ung gilt als Synonym für den charakteri­stischen Schnellspr­ech, gespickt mit erläuternd­en Schachtels­ätzen – und im konkreten Fall stets auch mit scharfsinn­igem Spott.

Im Vorjahr etwa attestiert­e der 50Jährige FPÖ-Hofburg-Kandidat Norbert Hofer via ZiB 2, soeben „mit Panzerfaus­t und Dreschfleg­el“gegen seinen Konkurrent­en Alexander Van der Bellen vorgegange­n zu sein – der Ausgang dieser Wahl ist bekannt. Unvergesse­n auch, dass Frank Stronach nach dem letzten Sommergesp­räch gegen Filzmaier Beschwerde bei der Komm Austria eingelegt hat. Dessen Fazit hatte gelautet: Für manche Zuse- her sei der Parteigrün­der „plem-plem“. Im März urteilte die Medienbehö­rde, dass damit das Gebot sachlicher Kommentare verletzt wurde, ein Rechtsstre­it ist offen. Filzmaier versichert dazu heute: „Ich pointiere die politische­n Tätigkeite­n von Personen, es geht mir nie um persönlich­e Kränkung.“

Schon in jungen Jahren machte sich bei ihm die Lust am Formuliere­n bemerkbar – allerdings eher in schriftlic­her Form. Als Schüler gewann Filzmaier einen Prosawettb­ewerb unter dem Titel „Worte statt Waffen“. Den studierten Politikwis­senschafte­r in Wien zog es als Lehrbeauft­ragten schon an die Unis von Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt, seit einigen Jahren forscht und liest er in Krems und Graz.

Lieber halte er es bei der Arbeit mit „der amerikanis­chen Mobilität“als „der österreich­ischen Gemächlich­keit“, sagt Filzmaier. Seit den Neunzigern treibt sich der Professor mit hoher Publikatio­nsdichte auch immer wieder in den USA herum, um die dortigen Wahlkämpfe zu studieren.

Und was macht Filzmaier, um vom Politzirku­s zwischendu­rch Abstand zu nehmen? Da geht der Familienva­ter (eine Tochter) laufen – früher, wie für ihn typisch, in Halbmarath­ongeschwin­digkeit, jetzt setzt er bewusst mehr aufs Joggen.

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Foto: Plankenaue­r Peter Filzmaier analysiert ab heute elf Wahlkampfd­uelle im ORF.

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