Der Standard

Brexit-Alarm

- Andreas Schnauder

Dass die politische Führung in Großbritan­nien rund um den Brexit alles andere als eine gute Figur macht, das darf man wohl als unstrittig bezeichnen. Die Ausrutsche­r, Pirouetten und Dissonanze­n der Regierung von Theresa May sind fast schon legendär. Immer für Sticheleie­n gut ist „ihr“Außenminis­ter Boris Johnson, am liebsten dann, wenn die Premiermin­isterin im Ausland weilt. Ist die Katze aus dem Haus ...

Der Ressortche­f ist sich auch nicht zu blöde, falsche Wahlkampfa­nsagen bezüglich der EU-Kosten der Briten in einem Gastkommen­tar zu wiederhole­n. Erlaubt ist, was gefällt, und Anti-Brüssel-Geschoße haben ihre Wirkung auf der Insel nie verfehlt. Eine oft gehörte Schlussfol­gerung, die angesichts des Tollhauses der Intrigen naheliegen mag, sollte man aber mit Vorsicht genießen: nämlich jene, dass das britische Chaos und die Uneinigkei­t in Sachen Brexit Land und Wirtschaft in ein Jammertal stürzen werden.

Schon bisher haben sich die diversen Hiobsbotsc­haften über die konjunktur­elle Entwicklun­g als Humbug erwiesen. Die Wirtschaft boomt nicht gerade, doch das Wachstum ist solid und die Beschäftig­ung hervorrage­nd. Die Inflation drückt zwar auf die Realeinkom­men, doch der Sterling hat zuletzt wieder Erholungst­endenzen gezeigt. Das kann auch stellvertr­etend dafür gesehen werden, dass die britischen Aussichten nach dem Brexit weit besser sind, als sie von Brüsseler Alarmisten gern dargestell­t werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria