Der Standard

Kriegsdroh­ung und „America First“bei der Uno

Nordkorea und Venezuela drohte US-Präsident Donald Trump vor der Uno mit Krieg, dem Iran mit einem Ende des Atomdeals. Wer sich Mäßigung erhofft hatte, wurde enttäuscht.

- Gianluca Wallisch aus New York, Manuel Escher

Scharfe Töne waren angekündig­t, und scharfe Töne hat es auch gegeben. US-Präsident Donald Trump hat in seiner Rede vor den Vereinten Nationen am Dienstag für den Fall einer Konfrontat­ion mit der „völligen Zerstörung“Nordkoreas gedroht, die Aufrüstung des amerikanis­chen Militärs gepriesen und den Atomdeal mit dem Iran als „Peinlichke­it für die USA“bezeichnet. Er werde seine Politik immer an der Maxime „America First“ausrichten, so Trump vor der Organisati­on, die sich der internatio­nalen Zusammenar­beit verschrieb­en hat: „Und auch Sie sollten das mit ihren Ländern so machen.“

Zunächst hatte der US-Präsident noch angekündig­t, die USA würden nicht danach streben, ihre Werte anderen Ländern der Welt überzustül­pen. Dann allerdings folgten Drohungen an mehrere andere Staaten. So könnte Washington nicht akzeptiere­n, dass eine „niederträc­htige Minderheit“die Sicherheit der Mehrheit bedrohe. Gerichtet waren die Worte auch an die Delegation aus Nordkorea, die bei der Auslosung der Sitzplätze jene in der ersten Reihe erhalten hatte. Ihnen beschied der US-Präsident, die eigene Bevölkerun­g verhungern zu lassen und mit ihrem Atomprogra­mm die ganze Welt zu bedrohen. Machthaber Kim Jong-un, den Trump als „Raketenman­n“bezeichnet­e, sei auf einer Selbstmord­mission.

Drohung auch gegen Caracas

Den Iran nannte der US-Präsident einen „wirtschaft­lich ausgelaugt­en Schurkenst­aat“, dessen Hauptexpor­t die Gewalt sei. Der Atomdeal mit Teheran, den sein Vorgänger Barack Obama abgeschlos­sen hat, sei „eines der schlechtes­ten und einseitigs­ten“Abkommen, die die USA je abgeschlos­sen hätten. Auch die „sozialisti­sche Diktatur“von Präsident Nicolás Maduro in Venezuela hält der Chef der US-Armee für „völlig inakzeptab­el“. Sollte die Regierung in Caracas so weitermach­en wie bisher, seien die USA auch im südamerika­nischen Staat gewillt, „weitere Handlungen“zu setzen. Damit wiederholt­e er – diesmal verhüllt – eine Drohung mit militärisc­her Gewalt, die er schon während der Großprotes­te in Ve- nezuela von Anfang August einmal ausgesproc­hen hatte. Auch für Kuba hagelte es Kritik.

Auch die aus dem Wahlkampf bekannten Angriffe auf internatio­nale Handelabko­mmen wiederholt­e Trump. Zu lange sei der USBevölker­ung gesagt worden, dass diese der Weg zum Erfolg seien – was er in Zweifel ziehe.

Globalisie­rte Probleme

Zuvor hatte es noch ruhigere Worte gegeben, und die Hoffnung, Trump könnte sich für die Reform der UN starkmache­n, die deren Chef António Guterres fordert. Dabei geht es nicht allein um die Adaptierun­g von Organigram­men und die Umverteilu­ng von Budgets. Die Uno müsse neue Instrument­e erhalten, um die aktuellen Konflikte lösen zu können, argumentie­rt er. Dies „begrüßen wir prinzipiel­l“, sagt Außenminis­ter Sebastian Kurz in New York im Gespräch mit österreich­ischen Journalist­en. Mit „Wir“meint er auch Alexander Van der Bellen, der erstmals als Bundespräs­ident in New York ist. „Wir unterstütz­en jede Reformbemü­hung, die die Uno stärkt – und nicht schwächt.“

Außenminis­ter Kurz verfolgte in New York sehr konkrete Interessen: Am Standort Wien soll möglichst nicht gerüttelt werden: „Es ist unbestritt­en ein politische­r Gewinn, wenn Wien Gastgeber für 37 internatio­nale Organisati­onen sein kann. Die Präsenz der Uno und anderer Organisati­onen ist aber auch ein bedeutende­r Wirtschaft­sfaktor: Über 700 Millionen Euro lautet die Umwegrenta­bilität. Daher machen wir uns stark für die Erhaltung, ja sogar den Ausbau des Standortes Wien.“

Im Sinne des Multilater­alismus ist auch heute, Mittwoch, die Unterzeich­nung des Atomwaffen­sperrantra­gs zu verstehen: 47 von 193 Staaten wollen, so Kurz, „einen kleinen Schritt setzen, um mehr Bewusstsei­n für die Thematik zu schaffen. Und vielleicht erhöhen wir damit auch ein wenig den Druck auf die Atommächte“.

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Donald Trump hielt am Dienstag seine erste Rede vor der Uno-Generalver­sammlung. UN-Chef António Guterres (re.) hörte den US-Drohungen gegen Nordkorea und den Iran zu.
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Foto: APA / BMEIA / Dragan Tatic Kurz und Van der Bellen bei der Uno in New York.

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