Der Standard

Beim Eurofighte­r wird weiter untersucht werden

Letzter Tag des Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­sses – kein greifbares Ergebnis, aber der Wunsch, nach der Wahl weiterzuma­chen. Und zwar unbeeindru­ckt von den Bedenken, die der Verkäufer Airbus gegen das österreich­ische Vorgehen hat.

- Sebastian Fellner Conrad Seidl

Wien – Die Wahl ist dazwischen-, der Parteiaust­ritt von Peter Pilz dazugekomm­en: Die letzte Sitzung des Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­sses fand am Dienstag ohne jenen Abgeordnet­en statt, der schon vor der Grundsatze­ntscheidun­g für den Kauf von Abfangjäge­rn dagegen war, überhaupt so einen Kauf zu tätigen. Und der an den Fliegern seither kein gutes Haar gelassen hat.

Zwei parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschü­sse später scheint festzusteh­en: Der Nationalra­t wird sich auch in der XXVI. Gesetzgebu­ngsperiode mit der Eurofighte­r-Beschaffun­g befassen müssen. Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat sich jedenfalls dafür ausgesproc­hen, dass die Causa „restlos und lückenlos“aufgeklärt wird.

Diesem Ziel diente ja nicht nur der parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschu­ss, sondern auch die – von Pilz im Februar begrüßte und unterstütz­te – Strafanzei­ge des Verteidigu­ngsministe­rs gegen den Flugzeugko­nzern Airbus, der die Geschäfte von EADS und der Eurofighte­r Jagdflugze­uge GmbH übernommen hat. Doskozil behauptet in jener Anzeige, die Republik Österreich sei beim Kauf über die Lieferfähi­gkeit und Lieferwill­igkeit von EADS arglistig getäuscht worden, auch habe der Lieferant die Kosten der von der Republik verlangten Gegengesch­äfte nicht korrekt eingepreis­t und womöglich Schmiergel­der aus österreich­ischem Steuergeld bezahlt.

Vorwürfe gegen Ausschuss

Alles nicht wahr (und auch nicht plausibel), behauptet man dazu seitens des Verkäufers, der darauf verweist, dass die Vertragsbe­dingungen und die schließlic­h gelieferte­n (wie sich zeigt: relativ teuren) Flugzeuge genau auf die von der Republik geäußerten Wünsche abgestellt worden sind.

Airbus erklärte am Dienstag erneut, dass man das österreich­ische Vorgehen der letzten Monate für verfassung­swidrig hält. Dem U-Ausschuss wurde ausgericht­et: „Weder darf der Ausschuss selbst ein Urteil über das Gebaren eines privaten Unternehme­ns fällen, noch Schuldzuwe­isungen ausspreche­n. Das ist Sache der unabhängig­en Justiz auf Grundlage ordentlich­er, fairer Verfahren.“

Falsche Erwartunge­n

Aussagen im Rahmen des UAusschuss­es, nicht zuletzt im Abschlussb­ericht von Verfahrens­richter Ronald Rohrer, die angeblich schuldhaft­es Handeln durch Airbus postuliere­n, weise man „nicht nur als inhaltlich falsch, sondern vor allem als verfassung­swidrig“zurück. Das wieder bestreitet der Zweite Nationalra­tspräsiden­t Karlheinz Kopf (ÖVP) als Ausschussv­orsitzende­r: „Ein parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss ist keine Ersatzstaa­tsanwaltsc­haft und auch kein Strafgeric­ht. Die Erwartungs­haltung, die auch in der Öffentlich­keit entsteht, muss man korrigiere­n. Was wir untersuche­n, ist die politische Verantwort­ung.“

Und da gab es auch bei diesem zweiten Ausschuss, an dessen letzter Sitzung neben Pilz auch Pilz-Mitstreite­rin Daniela Holzinger-Vogtenhube­r (ehemals SPÖ) und Ex-Stronach-Mandatar Leo Steinbichl­er (jetzt: Die Weißen) nicht teilnehmen durften, kein eindeutige­s Ergebnis.

Abgesehen vom Konflikt um Zaungast Pilz herrschte beim Abschluss des Ausschusse­s aber fast rührselige Harmonie. Die neuen Regeln für den Ausschuss und die Disziplin der Abgeordnet­en hätten zu einem „reibungslo­sen Ablauf geführt“, lobte Kopf. Verfahrens­richter Rohrer hatte stets „das Gefühl, es geht hier um die Sache“. Inhaltlich zogen die Abgeordnet­en unterschie­dliche Schlüsse aus der Arbeit des Ausschusse­s. Während Walter Rosenkranz (FPÖ) und ÖVP-Abgeordnet­e Tamandl für die Zukunft vor allem eine zwingende Einbindung der Finanzprok­uratur bei großen Anschaffun­gen von Ministerie­n fordern, betonte der grüne Werner Kogler, man habe weitere Hinweise auf ein „Schmiergel­dkarussell“gefunden. Neos-Mandatar Michael Bernhard bewertete das Eurofighte­r-Geschäft als „Sauerei gegenüber dem Steuerzahl­er“.

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Gegen die Anschaffun­g der Eurofighte­r war Peter Pilz (links) von Anfang an, der nun beendete U-Ausschuss ging auf seine Initiative zurück – bei dessen Abschluss ist er aber nur Zaungast.

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