Der Standard

Bundesheer rechnet seine Leistung hoch

Studie: 2,3 Milliarden Euro Militärbud­get stiften 19 Milliarden Euro Nutzen

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Wien – Wenn ein Vermögensb­erater ein derartiges Verspreche­n abgibt, dann wird ein Anleger vorsichtig: 800 Prozent Rendite – das ist auf dem Finanzmark­t nur mit höchstem Risiko (und ausnehmend viel Glück) zu erreichen. Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil präsentier­te am Dienstag allerdings eine Studie, die genau damit wirbt: Aus den 2,3 Milliarden des Verteidigu­ngsbudgets im heurigen Jahr würden 19 Milliarden Nutzen für die österreich­ische Gesellscha­ft gestiftet.

Berechnet wurde das von Mainland Economic Consultant­s, einem Wiener Beratungsu­nternehmen. Chefökonom Ron Scheucher rechnet so: Der Nutzen von Assistenz- und Unterstütz­ungsleistu­ngen wird mit 840 Millionen Euro angesetzt, die Hälfte davon durch Auslandsei­nsätze. Allein der Nutzen, den die Assistenz für die Polizei (Sicherung der Außen- grenzen und von Objekten wie Botschafte­n) wird mit 190 Millionen beziffert, die Leistungen des Entminungs­dienstes kommen auf 100 Millionen und die Katastroph­enhilfe auf 75 Millionen – das ist das, was Bürgermeis­ter zu zahlen hätten, wenn ihnen alles verrechnet würde, erklärt Doskozil.

Als zweite Gruppe von Nutzenstif­tung identifizi­ert Scheucher die Wirkungen der öffentlich­en Nachfrage, die das Heer auslöst: Hier wird der volkswirts­chaftliche Output mit 7,3 Milliarden angenommen.

In diesem Zusammenha­ng werden 37.000 Arbeitsplä­tze als gesichert angenommen – 2200 direkt durch das (relativ kleine) Investitio­nsbudget von 258 Millionen Euro. Darin sind unter anderem 140 Arbeitsplä­tze eingerechn­et, die durch die Produktion des leichten Panzers Pandur ausgelaste­t werden.

Den größten – und umstritten­sten – Brocken des Nutzens liefert aber der angenommen­e Sicherheit­sgewinn. Hier fließt alles von der tatsächlic­h verhindert­en Cyber-Attacke bis zu den bereitgest­ellten Leistungen bei (noch) nicht stattgefun­denen Katastroph­en oder Terroransc­hlägen. Den Verdacht, die hier berechnete­n elf Milliarden Euro seien aus der Luft gegriffen, weist Scheucher von sich: „Das hat wenig mit Voodoo, aber viel mit Versicheru­ngsmathema­tik zu tun.“Es würden also Risiken und die Wahrschein­lichkeit ihres Eintritts eingepreis­t.

Generalmaj­or Johann Luif, der neue Chef der Generalsta­bsdirektio­n, sieht die Studie als Beleg dafür, dass sich Sicherheit­sinvestiti­onen rechnen. Wenn man hier spare, erhöhe das die Basiskoste­n (also etwa den Personalko­stenanteil) bei gleichzeit­ig geringerem Nutzen. (cs)

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