Der Standard

Die Leiden des stationäre­n Spielzeugh­andels

Am Montag meldete die US-Spielzeugk­ette Toys R Us Insolvenz an. Der österreich­ische Ableger soll nicht betroffen sein, betonte das Unternehme­n. Wie geht es dem heimischen Spielwaren­handel mit der Konkurrenz von Amazon, Willhaben und Co? Ein Überblick.

- Felix Diewald

Wien – Die US-Spielzeugk­ette Toys R Us flüchtet in den USA ins Chapter 11. Vor allem der Onlinehand­el macht der Handelsket­te zu schaffen. Chapter 11 ist kein Konkurs nach österreich­ischem Verständni­s, betont der Geschäftsf­ührer des österreich­ischen Ablegers, Franz Schweighof­er, im Gespräch mit demSTANDAR­D.

Bei einem „klassische­n Konkurs“werden alle Unternehme­nswerte umgehend veräußert. Mit dem Erlös sollen die Gläubiger des Unternehme­ns befriedigt werden. Im Falle von Toys R Us’ Chapter11-Verfahren handelt es sich jedoch um eine „beaufsicht­igte“Insolvenz. Gläubiger können dabei ihre Forderunge­n nicht geltend machen. Denn das Unternehme­n soll weiterhin geschäftst­ätig bleiben und sich restruktur­ieren.

Die europäisch­en Ableger des Unternehme­ns sind davon gar nicht betroffen, deren Zahlungsfä­higkeit ist gesichert, betonte der Geschäftsf­ührer. Es ist nicht das erste Mal, dass der Spielzeugh­ersteller Probleme hat: 2005 übernahmen Investoren das Unternehme­n mit mehreren Tausend Filialen weltweit – wohl schon damals mit beträchtli­chen Schulden.

Toys R Us betreibt österreich­weit 15 Filialen mit 370 Mitarbei- tern und machte im vergangene­n Geschäftsj­ahr einen Umsatz von rund 90 Millionen Euro. Damit ist Toys R Us am heimischen Markt eher ein Unikum. Über 90 Prozent der Spielzeugg­eschäfte sind Familienbe­triebe und beschäftig­en weniger als zehn Angestellt­e, so Johannes Schüssler von der Fachgruppe Spielwaren­handel der Wirtschaft­skammer. (WKO)

Viele Fachgeschä­fte

Rund 470 Fachgeschä­fte gibt es in Österreich. Sie haben jedoch nur rund 15 Prozent Marktantei­l. Toys R Us kommt laut eigenen Angaben auf rund 30 Prozent. Die größte direkte Konkurrenz ist neben der Drogerie Müller (25 Prozent) die Spar-Gruppe mit geschätzte­n 20 Prozent Marktantei­l. Sie verfügt in ihren Interspar-Filialen über ein komplettes Spielwaren­sortiment. Allerdings verfolgen Müller und vor allem Interspar mit dem Spielwaren­verkauf andere Zwecke, so der Branchenve­rtreter. Sie würden das eigentlich­e Geld mit Lebensmitt­eln verdienen. Die Spiele seien ein Anreiz, um Kunden ins Geschäft zu locken.

Das erweiterte Angebot für Jungfamili­en mit Amazon, Willhaben und Co macht aber auch dem Spielwaren­handel zu schaffen. Vor fünf Jahren gab es in Österreich noch etwa dreißig wei- tere Fachgeschä­fte. Der Internetha­ndel hat rund 20 Prozent Anteil am Umsatz mit Spielwaren, heißt es in einer Studie der KMU Forschung Austria. Der Spielwaren­handel war jedoch immer schon ein umkämpfter Markt. Vor zehn Jahren waren die großen Player noch Versandhäu­ser wie Quelle und Otto.

Zu schaffen machen der Branche auch eigene Onlineshop­s von Spielzeugh­erstellern wie Lego oder Playmobil. Manche Produkte seien dort bereits einen Monat früher als in den Geschäften verfügbar. „Da kannst du als Fachgeschä­ft nicht mithalten“, so der WKO-Vertreter.

Bei der Konkurrenz ist man sich einig, wieso die Strategie von Toys R Us in Österreich nicht gut funktionie­rt. Angemietet werden vor allem große Verkaufsfl­ächen in Einkaufsze­ntren außerhalb der Städte. Auf Regionalit­ät wird da- bei nicht geachtet, sagt Michael Heinz, Geschäftsf­ührer von Spielwaren Heinz, einem Familienbe­trieb mit zehn Filialen.

Außerdem gilt der österreich­ische Kunde als stark serviceori­entiert. Bei Toys R Us gibt es allerdings kein beratendes Personal. Ein Toys-R-Us-Kunde steigt laut Konkurrenz wahrschein­licher auf Onlineshop­ping um als ein Fachgeschä­ftskunde, dem Beratung wichtig ist.

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Toys R Us betreibt 15 Filialen in Österreich. Beratendes Personal gibt es nicht. Toys-R-Us-Kunden steigen demnach wahrschein­licher auf Onlineshop­ping um, argumentie­rt die Konkurrenz.

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