Der Standard

Walter Rosenkranz sitzt seit knapp zehn Jahren für die FPÖ im Nationalra­t. Als Kulturspre­cher kandidiert er nun zum letzten Mal. Im Gespräch bricht er eine Lanze für die Hochkultur und spricht über die Identitäre­n. Für ein Haus der Geschichte würde er tie

- Stefan Weiss

Wien – Sein Weg ins Parlament führte u. a. über die schlagende Burschensc­haft Libertas, den Ring freiheitli­cher Studenten und den Gemeindera­t in seiner Heimatstad­t Krems. Zum Kulturspre­cher befähige Walter Rosenkranz vor allem seine Nähe zur Musik, wie er im STANDARD- Gespräch sagt. Neben seinem Jusstudium kann der 55-Jährige nämlich auch auf eine Ausbildung als Musikschul­lehrer und zwei Universitä­tsjahre im Konzertfac­h Gitarre verweisen.

Aber auch für das Theater oder die bildende Kunst kann er sich begeistern: „Stimmungsi­mpressioni­sten des 19. Jahrhunder­ts, speziell Wachau-Maler – das ist meiner Heimat geschuldet.“Im Frühjahr 2018 wird Rosenkranz dorthin zurückwech­seln, sein sicheres Nationalra­tsmandat gegen die FPÖ-Spitzenkan­didatur bei der niederöste­rreichisch­en Landtagswa­hl tauschen. Als Bundeskult­ursprecher dankt er somit ab.

Wer nach Grundansic­hten freiheitli­cher Kulturpoli­tik sucht, wird weniger im diesbezügl­ich knappen Wahlprogra­mm, sondern im Handbuch freiheitli­cher Politik fündig: Dort gibt es etwa das Bekenntnis zum „deutschen Kulturraum“oder Angriffe gegen die „leeren Denkhülsen der ‚Alt68er‘“. Natürlich sei Österreich eine eigenständ­ige Kulturnati­on, präzisiert Rosenkranz, „aber Goethe/Schiller sind mir nicht fremd“.

Was die 68er betrifft, so habe man es in der etablierte­n (roten) Kulturpoli­tik tatsächlic­h mit „Freunderlw­irtschaft“, „Staatsküns­tlern“und „Subvention­itis“zu tun, wo nur das gefördert werde, „was ideologisc­h dazupasst“. „Da muss man sich jeden einzelnen Steuereuro genau anschauen“, so Rosenkranz. Klar sei: „Künstler lassen sich gern für die politisch Herrschend­en instrument­alisieren.“Seit vielen Jahren fordere man vergeblich die konsequent­e Umsetzung einer Transparen­zdatenbank. Das Kulturbudg­et sei jedenfalls „hoch genug“. Walter Rosenkranz, FPÖ-Kulturspre­cher

4. Teil

Bei der Frage, was gefördert werden soll, hält Rosenkranz die sogenannte Hochkultur und Repräsenta­tives für prioritär: „Nach Österreich kommen die Leute wahrschein­lich nicht, um jemanden zu hören, der sich im Hinterhof Didgeridoo-Blasen beigebrach­t hat. Das ist nicht das, was ich staatlich fördern muss.“

Subvention­en für freie Initiative­n würde Rosenkranz „eher einschränk­en“. Bis zu einem gewissen Grad müsse man sich eben auch am freien Markt bewähren. Wichtig sei es, Kunst-Unis budgetär gut auszustatt­en oder die Musikschul­en (derzeit in Länderhand) zu vereinheit­lichen. Volkskultu­r und Blasmusik seien besonders auf dem Land wichtig, „weil damit viele in die Hochkultur hineinwach­sen“. Dem Projekt Haus der Geschichte stehe die FPÖ positiv gegenüber. Einzig die Raumsituat­ion in der Neuen Burg sei nicht optimal. Wenn auf dem Heldenplat­z ein Tiefspeich­er für die Nationalbi­bliothek entstehen soll, so könne man darüber nachdenken, ein Haus der Geschichte nach dem Vorbild des Louvre unterirdis­ch im Bereich Kunstund Naturhisto­risches zu bauen.

Von einer Umbenennun­g des Heldenplat­zes hält Rosenkranz nichts. Auch sonst sei diese Form der „Damnatio memoriae“(Auslöschun­g) in der Gedenkkult­ur meist fehl am Platz. „Karl Lueger hat natürlich den klerikalen Antisemiti­smus gepredigt. Aber wenn der Lueger-Ring schon fallen musste, dann gehört eigentlich auch kein Che-Guevara-Platz oder Stalin-Relief mehr nach Wien.“Ein Bekenntnis gibt es von Rosenkranz zur NS-Aufarbeitu­ng: Sie habe spät begonnen, und man solle den vom NS-Staat Verfolgten auch mit Mahnmalen gedenken.

Die Bewegung der Identitäre­n, die zuletzt auch mit Aktionismu­s im Kulturbere­ich, etwa der Stö- rung von Elfriede Jelineks Die Schutzbefo­hlenen, aufgefalle­n ist, nimmt Rosenkranz gelassen zur Kenntnis: „Offensicht­lich hat sich hier eine rechtsextr­eme Gruppierun­g gebildet, und die hat meiner Meinung nach dieselben Rechte auf Aktionismu­s wie eine linksextre­me Gruppierun­g. Wenn Linke das Audimax stürmen und besetzen, dann muss auch das möglich sein.“Eine rote Linie sei aber überschrit­ten, wenn es wie zuletzt bei einer Aktion in Klagenfurt zu einer Körperverl­etzung komme.

Die größten kulturpoli­tischen Überschnei­dungen sieht Rosenkranz derzeit mit der ÖVP. Aber auch mit der SPÖ könne er sich einen „pragmatisc­hen Weg“vorstellen, wenn es etwa um Reformen beim Denkmalsch­utz geht.

Und die Künstler? Da würden einige schon jetzt bei der FPÖ auf der Matte stehen, so Rosenkranz.

spricht vor der Wahl mit den Kulturspre­chern der Parteien.

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