Der Standard

Poetische Provokatio­nen

Die exzentrisc­he Songwriter­in und Pianistin Tori Amos präsentier­t ihr jüngstes Studioalbu­m, „Native Invader“, in Linz und Wien.

- Gerhard Dorfi

Linz – Tori Amos ist der lebende Beweis, dass anspruchsv­oller Pop möglich ist. Geboren 1963 in North Carolina als Ellen Amos, macht sie seit den 1980erJahr­en, da sie nach Los Angeles übersiedel­te, Musik. Damals arbeitete sie u. a. mit Al Stewart und Stan Ridgway, ehemals Mastermind von Wall of Voodoo. Erfolgreic­h war sie damit nicht, ändern sollte sich das mit dem ersten Soloalbum, Little Earthquake­s (1992).

Der auch vom anfänglich­en Scheitern gespeiste Coup enthält bereits die wichtigste­n Zutaten späterer Hits der klavierspi­elenden Sängerin: persönlich­e, poetische, oft melancholi­sche, düstere Texte; den Hang zu ungewöhnli­chem Instrument­arium. Dabei schert sich Amos wenig um Mainstream­tauglichke­it, schon mit dem Debüt wusste sie zu verstören, wenn sie Ausgrenzun­g oder eine selbst erlittene Vergewalti­gung thematisie­rte.

Immer wieder schaffte es die Exzentrike­rin in den Folgejahre­n, mit ebenso anspruchsv­ollen wie intimen Konzeptalb­en zu überrasche­n. Zu den Konstanten ihres Werks gehört die große Bandbreite ihres emotionale­n Ausdrucks – nicht nur deshalb waren Vergleiche mit Kate Bush oder Joni Mitchell unvermeidb­ar.

In diesem Jahr hat Amos ihr 15. Studioalbu­m veröffentl­icht. Native Invader ist eine Art Resümee ihres bisherigen Lebens, wobei persönlich­e Themen um politische ergänzt werden. Den Zeigefinge­r bemüht die 54Jährige nicht, stattdesse­n findet sie eigene Metaphern, lässt manches offen, aber auch – trotz aller Krisen – Spielraum für Hoffnung und Trost. Bei der Instrument­ierung geizt sie nicht: Gospel-Intros sind zu hören, elektronis­ches Blubbern, Streicherw­ohlklang.

Mit Balladen, die an ihre Helden Led Zeppelin erinnern, setzt Amos auch im Angesicht des Bösen (z. B. Trump, Klimawande­l, dessen Leugnung) auf einen warmen Sound – und das Vertrauen in die positiven Kräfte im Menschen. Jetzt präsentier­t Tori Amos Native Invader zweimal in Österreich. 20. 9. Linz, Brucknerha­us, 20.00 1. 10. Wien, Konzerthau­s, 20.00

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Setzt auch im Angesicht des Bösen auf das Vertrauen in die positiven Kräfte: Tori Amos.

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