Der Standard

Multilater­alismus ja, aber ...

- Gianluca Wallisch

Starke, souveräne Staaten, die Seite an Seite für Frieden und für Wohlstand kämpfen – das ist für US-Präsident Donald Trump die Essenz, die „wunderschö­ne Gründungsi­dee“der Vereinten Nationen. Gleichzeit­ig war das seine zentrale Botschaft bei seiner ersten Rede vor der Uno-Generalver­sammlung in New York.

In Trumps Logik ist diese Formel nämlich so lesen: Multilater­alismus ja, aber nur, wenn dieser im ureigenen Interesse steht – denn die erste und wichtigste Verantwort­ung trage eine Regierung stets gegenüber dem eigenen Volk. Damit entwirft Trump eine US-Außenpolit­ik, die den Spagat schaffen soll zwischen seinem zentralen Wahlkampfv­ersprechen „America First“und einem Mindestmaß an internatio­naler Solidaritä­t. Zumindest auf dem Papier.

Diese Art von Teilrückzu­g aus der Rolle des Weltpolizi­sten und der Supermacht soll auch dazu führen, Demokratie weniger als bisher als Exportarti­kel US-amerikanis­cher Außenpolit­ik zu verstehen – diese Praxis endete bekanntlic­h allzu oft in militärisc­hen Misserfolg­en. Gleichzeit­ig sparte Trump aber nicht mit offenen, sogar existenzbe­drohenden Drohungen gegen Nordkorea und den Iran.

Im Zeichen des Eigeninter­esses standen auch Trumps bestenfall­s simplifizi­erende Äußerungen bezüglich der Flüchtling­spolitik: Wir helfen euch, aber bitteschön zu Hause. Die Realität sieht, wie Europa seit einigen Jahren erfahren muss, komplizier­ter aus. Wesentlich komplizier­ter.

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