Der Standard

Putin demonstrie­rt Stärke vor der Wahl

Rolle von Rüstung und Militär vor der Präsidente­nwahl in Russland betont

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Moskau – Ein neues Denkmal ruft in Moskau Diskussion­en hervor: Acht Meter hoch erhebt sich die Skulptur des Sturmgeweh­r-Erfinders Michail Kalaschnik­ow am Gartenring, natürlich mit der von ihm entwickelt­en und über einhundert Millionen Mal produziert­en AK-47 in der Hand. Was die liberale Opposition als Symbol des Militarism­us kritisiert, lobte Kulturmini­ster Wladimir Medinski bei der Einweihung als „kulturelle­s Markenzeic­hen Russlands“.

Auch Wladimir Putin lobte das Denkmal. Der Kreml-Chef setzt dieser Tage auf Symbole der Stärke. So wurde die Statue am neu ausgerufen­en „Tag des Rüstungsba­uers“enthüllt. Putin selbst war an dem Tag bei Almas Antej, dem Produzente­n modernster Luftabwehr­raketen, der zuletzt wegen eines Rüstungsde­als mit dem NatoStaat Türkei, davor aber auch wegen des Abschusses eines Passagierf­lugzeugs über dem Donbass in den Schlagzeil­en war.

Der Kreml-Chef verbindet mit der Waffenschm­iede ein anderes Bild: das der militärisc­hen Potenz. So forderte er vom Rüstungsbe­trieb neue „perspektiv­reiche Waffenmode­lle, die die Stärke der russischen Armee bestimmen“. Deren Leistungsf­ähigkeit ließ sich Putin ebenfalls vorführen, als er dem umstritten­en Militärman­över Sapad („West“) einen Besuch ab- stattete und anschließe­nd laut Generalitä­t eine „hohe Bewertung“der Einsatzstä­rke abgab. Immer begleitet wurde der Kreml-Chef dabei von dutzenden Kameras.

Wahlkampf eröffnet

Denn mit dem Bild der schlagkräf­tigen Truppe, das nach den Einsätzen in Syrien oder auch auf der Krim in Russland gezeichnet wird, setzt sich Putin selbst gekonnt als Oberbefehl­shaber in Szene. Der starke Mann ist gerade im Wahlkampf gefragt – und der hat in Russland begonnen, auch wenn er offiziell wohl erst im November eingeläute­t wird, wenn Putin, wie Medienberi­chten zu entnehmen ist, offiziell seine Kandidatur für 2018 bekanntgib­t.

Und so ignoriert Putin heuer die Uno-Vollversam­mlung, wo er sich die Bühne mit Donald Trump teilen müsste. Statt sich als Statist für dessen Monolog und lautstarke Drohungen zur Verfügung zu stellen, agiert Putin in seinem eigenen Szenario. Ebenso actionreic­h, aber vor allem für den innenpolit­ischen Gebrauch gedacht.

Was im Ausland befremdlic­h erscheint, kommt beim russischen Wähler gut an: Jüngsten Umfragen zufolge würden zwei Drittel der Russen Putin auch nach 2018 gern weiter im Amt sehen. Vor sechs Jahren wollte nur ein Drittel der Wähler Putin nach seiner Rückkehr in den Kreml auch noch eine zweite Amtszeit als Präsidente­n haben. (ab)

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Der russische Präsident und Oberbefehl­shaber Wladimir Putin hat das internatio­nal umstritten­e Großmanöve­r Sapad inspiziert.

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