Der Standard

Das Handy als Geldbörse

Mobiles Bezahlen ist in Österreich noch ein zartes Pflänzchen. Doch es wächst. Immer mehr Anbieter drängen auf den heimischen Markt. Ein Überblick, wie und wo man in Österreich das Smartphone bereits als Geldbörse einsetzen kann.

- Felix Diewald

Wien – Auch wenn die Österreich­er über Jahrzehnte gelernt haben, die Bankomatka­rte zum Bezahlen zu verwenden, gibt es bereits einige Anbieter für das Zahlen am Handy. Etwa das Tiroler Start-up Bluecode. Der Nutzer lädt die App auf sein Smartphone und verbindet diese mit seinem Girokonto. Das geht mit jedem österreich­ischen Bankkonto. Will man mit diesem Service bezahlen, erhält man via PIN oder Fingerabdr­uck einen Barcode, den man an der Kassa vorzeigt. Dieser Barcode ist für vier Minuten gültig und kann nur einmal verwendet werden. Danach wird der gezahlte Betrag – wie bei einer Sepa-Lastschrif­t – vom Konto abgebucht. Für Bluecode gibt es Limits: Höchstens zehn Überweisun­gen mit insgesamt 200 Euro kann man pro Tag damit tätigen.

Die Payment Services Austria bietet die „Bankomatka­rte am Handy“an. Mit Bank Austria, Erste Bank, Raiffeisen und Bawag sind alle großen Banken mit ihrer eigenen App dabei. Sie legen auch die Kosten einzeln fest. Wer eine sogenannte Banken-Wallet haben will, braucht zunächst das richtige Handy. Es muss ein AndroidHan­dy sein, das bereits eine NFCFunktio­n hat. Die Near-FieldCommu­nication ist der Funkstanda­rd, der die drahtlose Datenübert­ragung zwischen zwei Geräten ermöglicht. Auf iPhones kann man die Banken-Wallets derzeit noch nicht installier­en.

Nachdem man einen Aktivierun­gscode für die „Bankomatka­rte mobil“von seiner Hausbank bekommen hat, braucht man noch eine spezielle SIM-Karte vom Mobilfunkb­etreiber. Die „Bankomatka­rte mobil“wird derzeit von A1, T-Mobile Austria und „3“unterstütz­t. Erst dann kann mit der Banken-Wallet am Kreditkart­enterminal bezahlt werden.

Gebühren beim Aufladen

Eine ähnliche, aber schneller anwendbare Lösung bietet die App Boon. Sie ist wie eine eigene Geldbörse am Handy, die man immer wieder aufladen kann, funktionie­rt unabhängig vom Provider und sofort nach dem Installier­en. Das Bezahlen erfolgt ähnlich wie bei der „Bankomatka­rte mobil“mittels NFC-Technologi­e am Kreditkart­enterminal der Kassa. Boon ist die ersten drei Monate lang gratis, danach kostet der Service 99 Cent pro Monat. Außerdem muss man für das Aufladen mit Kreditkart­e ein Prozent Gebühren zahlen. Das Aufladen per Überweisun­g ist hingegen gratis, dauert aber ein paar Tage.

Die neueste Lösung am heimischen Markt ist Zoin. Dabei geht es nicht um das Bezahlen an der Kassa, sondern von Handy zu Handy. Damit kann man sich etwa eine Rechnung im Restaurant einfach teilen. Innerhalb von Sekunden steht dem Empfänger das Geld am Handy zur Verfügung. „Es ist kein echtes Instant-Payment, aber ein gefühltes“, sagt Christiane Dorfmeiste­r von der Oesterreic­hi- schen Nationalba­nk. Registrier­en muss sich der Nutzer mit Telefonund Kontonumme­r. Über die Handykonta­kte sieht man, wer sonst noch Zoin verwendet. Neben überweisen können Nutzer auch Geld von ihren Kontakten fordern.

Das Zoin-Netzwerk bringt aber nur dann einen Mehrwert – etwa beim Teilen einer Rechnung – wenn möglichst viele es verwenden. Bank Austria, Raiffeisen, Volksbank, Bawag und Oberbank bieten Zoin an. Die Erste Bank bis auf weiteres nicht.

Und wie steht es um den Bezahldien­st von Apple? Hier hinken wir hinterher. Apple Pay ist zwar in einigen Ländern Europas verfügbar, in Österreich gibt es aber noch keine Bank, deren Karte man mit dem Dienst verbinden kann. Denn die Banken wollen ihre eigenen Apps auf dem iPhone installier­en und damit die Apple-Gebühren umgehen. Apple will aber mitverdien­en und erlaubt keine Bezahl-Apps anderer Anbieter. Mit einem Trick lässt sich das jedoch umgehen: Wer Boon im französisc­hen App-Store herunterlä­dt und im IOS-System als Region Frankreich angibt, kann auch hier Apple Pay nutzen.

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 ??  ?? Das Handy könnte bald die Geldbörse verdrängen. Die Möglichkei­ten, wie mit dem Smartphone bezahlt werden kann, werden vielfältig­er.
Das Handy könnte bald die Geldbörse verdrängen. Die Möglichkei­ten, wie mit dem Smartphone bezahlt werden kann, werden vielfältig­er.

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