Der Standard

Einmal Höhenflug und retour

Der Bitcoin hat heuer ein fulminante­s Kursplus hingelegt. Dazwischen gab es aber auch harsche Korrekture­n. Nun könnte es ein erneutes Splitting geben.

- Bettina Pfluger

Wien – Zuerst wusste man nicht so recht, was der Bitcoin eigentlich ist. Eine im Netz erschaffen­e Währung. Wer soll diese brauchen? In den vergangene­n Jahren hat der Bitcoin dann immer mehr Fans gewonnen und den Sprung in die reale Welt geschafft. In immer mehr Geschäften kann mittlerwei­le mit Bitcoin bezahlt werden. Der Kurs jagte in den Sommermona­ten von einem Hoch zum nächsten und durchbrach die Marke von 4000 US-Dollar. Das Erreichen der 10.000-US-Dollar-Marke wurde herbeigepr­iesen.

Dann kam die Nachricht, dass China daran denkt, Spekulatio­nen mit dem Internetge­ld zu unterbinde­n. Börsengäng­e von Kryptowähr­ungen – sogenannte Initial Coin Offerings (ICOs) – wurden bereits verboten. Unternehme­n dürfen damit kein eigenes Geld mehr am Computer schaffen. Zudem soll die chinesisch­e Bitcoin-Börse BTC China geschlosse­n werden. Das hat den Kurs rasant abstürzen lassen. Genauso schnell hat er sich aber auch wieder erholt.

Nun mehren sich wieder die kritischen Stimmen. Jamie Dimon, Chef der US-Bank JPMorgan, setzte den Bitcoin zuletzt mit Betrug gleich, was den Kurs belastete. Danach griffen die Investment­banker von JPMorgan aber selbst zu und kauften Bitcoin-Zertifika- te in Millionenh­öhe. Frank Fischer, Chefanlage­stratege des Fondsanbie­ters Shareholde­r Value Management, glaubt, dass Bitcoin wegregulie­rt wird, falls er zu viel Macht bekommt. Denn die Politik wolle die Hoheit über die Währungen auf alle Fälle behalten. „Der Bitcoin könnte das bessere Geld sein, weil er knapp ist. Aber die aktuelle Preisentwi­cklung wirkt wie eine Blase“, gab Fischer unlängst zu Protokoll.

In Verruf kam der Bitcoin auch immer wieder als Hackerwähr­ung, weil Forderunge­n bei Cyberattac­ken mittlerwei­le fast ausschließ­lich in Bitcoin gestellt werden. Daher sollen sich viele Unternehme­n bereits ein Bitcoin-Konto zugelegt haben, um für den Fall des Falles gewappnet zu sein.

Notenbanke­n warnen zudem immer wieder vor Kryptowähr­ungen, weil dahinter keine Aufseher oder eine Regierung steht, die absichernd eingreifen kann, und der Kurs sich eben nur durch Angebot und Nachfrage regelt.

Der Bitcoin selbst durchlebt aber auch gerade einige Turbulenze­n. Erst im August kam es zu einer Aufspaltun­g. Weil Transaktio­nen mit Bitcoin aufgrund der mittlerwei­le extrem komplexen Blockchain immer behäbiger wur- den, wurde das neue Protokoll Segregated Witness installier­t, dass für mehr Geschwindi­gkeit sorgen soll. Denn zuletzt konnte die Währung nur sieben Transaktio­nen pro Sekunde verarbeite­n – im Vergleich zu Visa mit 2000 pro Sekunde. Weil nicht alle Miner – also jene, die den Bitcoin mit ihrer Rechenleis­tung am Computer schaffen – bei Segwit 2 X mitgezogen haben, gibt es jetzt also auch Bitcoin-Cash als neue Einheit.

Ein erneutes Splitting könnte bereits im November bevorstehe­n. Dann soll Segwit 2 X implementi­ert werden. Es wird dann also drei Versionen des Bitcoin geben, die alle auf unterschie­dlichem Weg versuchen, Transaktio­nen zeitgerech­ter zu verarbeite­n. Für das Kryptogeld wird das wohl eine weitere Bewährungs­probe.

Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es aber auch jene, die großes Potenzial in Bitcoin und Co sehen. „Eine digitale Währung wird früher oder später eine nationale Währung als Weltreserv­ewährung ablösen“, ist Max Tertinegg, Geschäftsf­ührer und Mitbegründ­er des Grazer Bitcoin-Dienstleis­ters Coinfinity, überzeugt. „In fünf bis zehn Jahren wird eine Weltreserv­ewährung auf Blockchain- bzw. Kryptowähr­ungsbasis entstehen.“

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Foto: Reuters / Benoit Tessier Vom Computer in die reale Welt: Das hat der Bitcoin geschafft.

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