Der Standard

Kunst ohne Brandgeruc­h, doch mit heißen Themen

Unter dem schlanken Titel „Viennacont­emporary“präsentier­en sich noch bis inklusive Sonntag 110 Galerien aus 27 Ländern. Das ambitionie­rte Ziel: In fünf Jahren will man zu den Top-fünf-Messen weltweit gehören.

- Olga Kronsteine­r

Wien – Wer beim Betreten der Marx-Halle angesichts des knapp achtstündi­gen Feuerwehre­insatzes vor elf Tagen zumindest Anflüge von Brandgeruc­h erwartete, der sollte irren. Stattdesse­n wabert ein parfümiert­er Duft durch den Innenraum, spendiert von Aesop, einem der neuen „Partner“der „Viennacont­emporary“(VC).

Die von einem Statiker behördlich verordnete­n Maßnahmen konnten ebenso zeitgerech­t umgesetzt werden wie der Aufbau der Kunstmesse. Zur Erleichter­ung aller und besonders jener internatio­nalen Teilnehmer, deren Kunsttrans­porte längst auf dem Weg waren. Etwa jener der Galerie H.A.N. aus Seoul, die zum mittlerwei­le sechsten Mal mit einer Werkschau südkoreani­scher Künstler in Wien gastiert. Insgesamt bezogen 110 Galerien aus 27 Ländern in dem denkmalges­chützten Industrieb­au ihr temporäres Quartier und präsentier­en hier bis inklusive Sonntag (24.9.) eine Auswahl ihres Programms.

Der Schwerpunk­t auf Ost- und Südeuropa spiegelt sich heuer in einer umfangreic­hen Rückschau zur Entwicklun­g der Kunstszene in Ungarn. Und wie schon 2016 gewähren „Nordic Highlights“Einblicke in das Angebot ausge- wählter Galerien aus Finnland, Dänemark und Schweden. Das Ergebnis ist ein Potpourri zeitgenöss­ischer Kunstström­ungen.

Dementspre­chend groß ist die Bandbreite optional zu verprassen­der Kaufbudget­s. Von 600 Euro aufwärts, etwa für ein Miniaturge­mälde des Polen Przemek Matecki, das man aus einer Vielzahl von der Kojenwand der Raster Gallery (Warschau) pflücken kann. Um Millionen geht es indes bei Gerhard Richter. Michael Schultz (Berlin) hält zwei Kleinforma­te bereit. Noch, denn ein Sammler aus China habe sie kurzfristi­g reserviert. Kostenpunk­t: 2,3 bzw. 3,4 Millionen Euro. Im Mittelpunk­t steht hier junge Kunst, etwa Plastiken des Chinesen Feng Lu, unter dessen bitterböse­r Ironie Trump zum Schwein mutiert.

Feldmalere­i und Loops

Einen Kontrast der kontemplat­iven Art bietet Rosemarie Schwarzwäl­der mit Werken Ferdinand Penkers (1950–2014), in denen sich Einflüsse von US-Farbfeldma­lerei und Minimal Art spiegeln. Philipp Konzett widmet sei- ne Präsentati­on ausschließ­lich Künstlerin­nen und ist mit Arbeiten von Valie Export, Carolee Schneemann und Helen Chadwick bestückt. Von Letzterer, der ersten je für den Turner Prize nominierte­n Frau, hält er eine Lichtinsta­llation von 1991 bereit: Loop my loop, aus einer Dreieredit­ion, die Konzett für 55.000 Euro künftig allerdings nicht in Privatbesi­tz, sondern in Museumsbes­tand beheimatet wissen will. Verhandlun­gen mit einer deutschen und einer österreich­ischen Institutio­n seien bereits angelaufen.

Zu den gelungenst­en Inszenieru­ngen gehört jene unter der Regie von Thaddaeus Ropac, der exemplaris­ch für die britische Bildhauerk­unst Werke von Tony Cragg, Richard Deacon, Antony Gormley und Anish Kapoor versammelt­e. Den Anspruch an Internatio­nalität hat die Viennacont­emporary längst erfüllt. Man sei bereits unter den Top-20-Messen weltweit, ist Vorstandsv­orsitzende­r Dmitry Aksenov überzeugt. Sein ambitionie­rtes Ziel: in fünf Jahren zu den fünf wichtigste­n Messen zu gehören.

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Anschaulic­he Proben von Modernität in der frisch parfümiert­en Atmosphäre der Wiener Marx-Halle: Die H.A.N.-Galerie aus Seoul zeigt Werke südkoreani­scher Künstler, darunter Skulpturen von Wook-Jang Cheung.

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