Der Standard

Männchen in Uniform

Thomas Stipsits in der matten Militärsat­ire „Baumschlag­er“von Harald Sicheritz

- Dominik Kamalzadeh

Wien – Ein Mann in Uniform macht angeblich etwas her. Bei Werner Baumschlag­er, UN-Offizier auf den Golanhöhen, passt dieses Bild jedoch nicht. Er wirkt unsicher im Auftreten, klobig als Erscheinun­g, bei seinen Untergeben­en ist er mehr Lachnummer als Autorität. Mysteriöse­rweise hat er jedoch beim anderen Geschlecht einen Nerv getroffen. Einen Schlemihl wie ihn hat Israel schon lange nicht gesehen, vielleicht liegt ja darin sein Erfolgsrez­ept.

Baumschlag­er ist Österreich­er, der steirische Kabarettis­t und Komiker Thomas Stipsits verkörpert ihn als tollpatsch­igen Einfaltspi­nsel: liebenswer­t, aber minderbemi­ttelt, ein Exportgut der heimischen Filmkomödi­e. Baumschlag­er heißt auch der Film, ein Name, der im Laufe des sich grotesk überschlag­enden Boulevardp­lots mit zahlreiche­n Aussprache­fehlern zu hören ist und zu Codewort wie heiligem Fluch mutiert.

Der Zorn kommt daher, dass die privaten Eskapaden des Helden, der sowohl in Israel wie auch im Libanon Liebschaft­en pflegt, im hellhörige­n Nahen Osten nicht lange geheim bleiben. Der naive Tölpel wird zum Spielball zweier feindliche­r Lager, die sich so sehr an den Krieg gewöhnt haben, dass sie den Frieden gar nicht mehr wollen. Baumschlag­er soll als Vorwand dienen, um die Säbel wieder rasseln zu lassen.

Das wäre für eine Satire über die Absurdität­en in einem ständig kriegsbere­iten Land womöglich eine brauchbare Konstellat­ion. Doch Komödie ist weit mehr als ein Spiel mit Stereotype­n und menschlich­en Unbedarfth­eiten, wie es im Drehbuch der Israelin Maayan Oz angelegt ist. Damit diese Fahrt aufnimmt und ihre destabilis­ierende Kraft entfalten kann, benötigt es präzises Handwerk, Wortwitz, Elan: Man denke nur an Billy Wilder und wie virtuos er in One, Two, Three die Stereotype des Kalten Kriegs überspannt­e.

Der beste Witz ist aber nichts wert, wenn man ihn uninspirie­rt herunterer­zählt. Regisseur Harald Sicheritz, der in seiner Karriere einige Kassenschl­ager ( Muttertag, Hinterholz 8) verantwort­ete, hat sich daran nicht gehalten. Die direkte Abbildung ist bei ihm der einzige richtige Weg zur eher billigen Pointe: Die Szenen dekliniere­n Baumschlag­ers chaotische­s Lotterlebe­n durch, doch es mangelt an Timing und szenischer Genauigkei­t, um der Eskalation­slogik rund um dessen Exzesse Biss zu verleihen.

Die Gags mit klemmenden Reißversch­lüssen beim SM-Sex mit der israelisch­en Offizierin Segal (Meyrav Feldman) sind verschenkt, während der Witz um die libanesisc­he Generalsto­chter Rania ( Moran Rosenblatt), die ihre Freiheit an den Falschen knüpft, von vorneherei­n plump ausfällt. In den Nebenrolle­n herrscht generell Übertreibu­ngsalarm, Tendenz Villacher Fasching.

Die fehlende Sorgfalt dieser Produktion legt nur einen Schluss nahe: dass man bei populären Komödien glaubt, dass bewährte Rezepte immer funktionie­ren. Leider eben nicht. Ab Freitag

 ??  ?? Ein österreich­ischer UN-Soldat beim erotischen Nahkampf: Thomas Stipsits und Meyrav Feldman in „Baumschlag­er“.
Ein österreich­ischer UN-Soldat beim erotischen Nahkampf: Thomas Stipsits und Meyrav Feldman in „Baumschlag­er“.

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