Goschert und entspannt die Stadt erobern
Drogenhymnen in der Hitparade, Punks gegen Skinheads, der Wolferl und der Falco. Die Ausstellung „Ganz Wien“im Wien-Museum zeichnet die Geschichte von 60 Jahren Popmusik in der Bundeshauptstadt nach.
Wien – Popkultur und Wien, das ist die Geschichte eines Standortnachteils. Das Klischee der grauen Stadt am Rande des Eisernen Vorhangs war so lange Realität, dass sich der Hedonismus der Popkultur besonders schwertat, aus den Startlöchern zu kommen. Das düstere Erbe der Nazizeit lag wie ein schwerer Nebel über der Stadt und dem Land, die Tradition der kulturellen Vielfalt war verlorengegangen.
Die Ausstellung Ganz Wien – Eine Pop-Tour im Wien-Museum beschreibt die damalige Mentalität mit einem besonderen Fundstück. In einem alten ORF-Beitrag werden Passanten gefragt, was sie von Beat halten. Von „Nichts“bis zu „Die gehören olle ins Orbeitsloger“reichen die Antworten. Auf die Frage, was Beat sei, wissen die meisten gar keine Antwort.
Ganz Wien zeichnet die Geschichte der Popkultur in der Bundeshauptstadt als unterhaltsamen Rundgang nach. Ton- und Bilddokumente bilden die mühsame Genese einer Kultur ab, die heute längst unseren Alltag prägt.
Sie zeigen erste Gehversuche unter dem Eindruck der Vorbilder aus den USA und England, die in Wien mit großer Verzögerung stattfanden. Doch es gab sie: Tanzveranstaltungen in der Vorstadt, Bands, die ihren Vorbildern in schlechtem Schulenglisch nacheiferten, alle züchtig gekleidet und brav gescheitelt. Trotzdem waren sie Symptome einer Zeitenwende.
Doch erst die größere Verbreitung des Massenmediums Fernsehen und die Geburt des Radiosenders Ö3 beschleunigten das Einsickern der Popkultur. Das trieb wilde Blüten, die von der Protopunk-Band Novaks Kapelle bis zu Heinrich Walchers Novelty-Hit Gummizwerg reichten. Die Schau zeigt einen Ausschnitt aus der von Peter Rapp moderierten Popsen-