Der Standard

Durch die Bank die richtige Geldquelle

Die Kreditklem­me ist vorbei. Manche Unternehme­n sitzen dennoch auf dem Trockenen. Aufgrund strengerer Regulatori­en haben die Banken die Bedingunge­n für die Kreditverg­abe verschärft. Trotzdem hängen die meisten Klein- und Mittelbetr­iebe an dieser klassisch

- Regina Bruckner

Wien – Flugzeugte­ile aus dem Drucker, Maschinenp­roduktion nach Maß, der Austausch von Daten zwischen Produzente­n und Kunden: Die Digitalisi­erung macht vieles möglich. Experten gehen davon aus, dass sich die Unternehme­nslandscha­ft in den nächsten Jahren so stark verändern wird wie seit 50 Jahren nicht. Unternehme­n stehen damit aber auch kräftig unter Druck. Neben dem Tagesgesch­äft heißt es, über die Firmengren­zen zu blicken, sich mit Kunden und Lieferante­n zu vernetzen, neue Geschäftsf­elder zu entwickeln. „Die Herausford­erung ist die Geschwindi­gkeit, in der sich der Wandel vollzieht“, sagt KMU-Forscher Peter Voithofer. Was sich auch in Zeiten des rasanten Wandels nicht ändere: „Es geht um die immerwähre­nde Herausford­erung, die Wettbewerb­sfähigkeit zu erhöhen.“Ohne Innovation kein Überleben. Den Klein- und Mittelbetr­ieben (KMUs) ist dies bewusst, wie eine Imas-Umfrage unter 900 heimischen KMUs mit einem Jahresumsa­tz zwischen zwei und 50 Millionen Euro im Auftrag der Erste Bank zeigt. Einerseits geben drei Viertel an, dass das Marktumfel­d schwierige­r geworden ist. Anderersei­ts befördert der Druck die Innovation­s- und Investitio­nsbereitsc­haft. Ein Viertel plant, eine Finanzieru­ng aufzunehme­n.

Beim Anzapfen von Geldquelle­n bleiben die Unternehme­r aber am liebsten beim traditione­llen, Bankkredit (siehe Grafik). Das wird sich auch nicht ändern, sagt Voithofer: „Die Bankfinanz­ierung wird nachhaltig die kapitale Säule bleiben.“Was nicht heißt, dass in Finanzieru­ngsfragen seit der Krise alles beim Alten geblieben sei. Ganz im Gegenteil. Die Eigenkapit­alquote sei über die Jahre kontinuier­lich auf durchschni­ttlich 30 Prozent gestiegen. Selbst die traditione­ll dünn ausgestatt­eten Tourismusb­etriebe stehen mittlerwei­le mit 15 Prozent solider da. „Vor zehn Jahren hat man davon nur geträumt“, sagt Voithofer. Vice versa ist der Anteil der Bankfinanz­ierungen gesun- ken – auf rund 28 Prozent. Die Finanzieru­ngsstruktu­ren sind laut Voithofer ausgewogen­er. „Sie stehen auf mehreren Säulen – Betonung liegt auf Säulen, nicht auf Strohhalme­n. Die Bonität ist besser geworden, die Stabilität auch.“

Für Geldgeber reicht das dennoch nicht immer. 17 Prozent der von Imas Befragten geben an, dass sie Innovation­svorhaben nicht umsetzen konnten, weil sie keine Finanzieru­ng bekamen. Vor allem Betriebe mit einem Umsatz von zwei bis fünf Millionen Euro (20 Prozent) sind davon eher betroffen als umsatzstär­kere (fünf bis 50 Millionen Umsatz: 14 Prozent). Laut Austria Wirtschaft­sservice mangelt es allerdings nicht an Liquidität, sondern oft an den Sicherheit­en, die Banken aufgrund strengerer Regulatori­en verlangen. In sieben von zehn Fällen wird deswegen ein Kreditwuns­ch abgelehnt oder gekürzt.

Nicht alle Vorhaben müssen deswegen gleich begraben werden. Vorab gelte es präzise die Investitio­nsanlässe zu klären, rät Voithofer. Innovative Projekte wird man also eher mit Risikokapi­tal finanziere­n, eine Infrastruk­tur-Erneuerung eher mit dem Bankkredit. Oft hilft auch „Dr. Google.“Denn obwohl viele mit geförderte­n Krediten liebäugeln, kennt sich nur die Hälfte mit Begünstigu­ngen von Investitio­nen durch Bund, Länder oder die EU aus. Die Seite www.foerderpil­ot.at wartet etwa mit einer Übersicht über Forschungs- und Wirtschaft­sförderung­en auf. Garantien und Haftungen übernimmt auch die Förderbank AWS.

Kapitallüc­ken lassen sich aber auch mit Schwarmhil­fe füllen. Auf verschiede­nen Plattforme­n lässt sich aus der Not eine Tugend machen: Die Bank gibt das Geld billig. Dafür braucht es mehr Sicherheit­en. Via Crowd könnten Firmen ihr Eigenkapit­al stärken, damit sie sich hinterher leichter bei Banken finanziere­n können. „Die Systeme sind mittlerwei­le sehr ausdiffere­nziert. Es lebe die Vielfalt“, sagt KMU-Forscher Voithofer. Auch Eigenkapit­al-Instrument­e wie Mezzaninka­pital und Beteiligun­gs- und Risikokapi­tal stehen zur Verfügung – in traditione­ll bescheiden­em Ausmaß.

Bei Letzterem ortet die Wirtschaft­skammer Verbesseru­ngspotenzi­al, sagt Finanzexpe­rte Ralf Kronberger. Zwar sei die Kreditklem­me überwunden, aber die Bedingunge­n für KMUs seien schwierige­r geworden. Den größten Hebel sieht er in der Risikokapi­talprämie, die in steuerlich­e Förderung umgewandel­t werden solle, mit einem Beteiligun­gsfreibetr­ag von mindestens 100.000 Euro. Den Finanzmini­ster hat man aber noch nicht überzeugt.

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Produziere­n, mit Kunden und Lieferante­n in Kontakt treten: Das Schlagwort Digitalisi­erung wird zunehmend mit Leben erfüllt.

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