Der Standard

Idee des Austro-Tesla macht die Runde

Zulieferer rechnen mit einer eigenen Fertigung des US-Elektroaut­os in Europa. Viel würde dafür sprechen, das Massenauto Model 3 bei Magna in Graz bauen zu lassen, meinen Experten. Es gibt aber auch Alternativ­en.

- Andreas Schnauder

Wien – Es sind recht gegensätzl­iche Kommentare, die Tesla in der Branche derzeit hervorruft. Einerseits werden die Kalifornie­r – insbesonde­re von Investoren­seite – zum Star der Elektroaut­obranche erklärt. Anderersei­ts hinkt Tesla-Gründer Elon Musk fast schon notorisch seinen Zielen hinterher. Bei der Fertigung der Modelle hinkt der US-Konzern weit hinter den Plänen hinterher und auch die stetigen Verluste werden kritisch gesehen.

Zumindest bei der Produktion dürfte Tesla Alternativ­en in Erwägung ziehen. Glaubt man Insidern, wird ein Standort in Europa gesucht. Das Gerücht ist zwar nicht neu, allerdings wird es gerade aufgefrisc­ht. Ausgerechn­et ein österreich­ischer Zulieferer hat nach einem Besuch in Palo Alto und Gesprächen auf höherer Ebene Hinweise auf eine Tesla-Fertigung auf dem alten Kontinent erhalten. Es dreht sich um die Polytec-Gruppe, die in Hörsching nahe bei Linz sitzt und mit 4500 Mitarbeite­rn internatio­nal tätig ist. Spezialgeb­iet: Leichtbaut­eile aus Kunststoff, darunter Batterieko­nsolen und -abdeckunge­n.

Finanzchef Peter Haidenek berichtet von einem „großen Interesse seitens Tesla an einer Partnersch­aft mit Polytec in Verbindung mit einem möglichen Standort in Europa“. Bei der Abdeckung der Batterie, die sich im Unterboden des Fahrzeugs befindet, seien die Oberösterr­eicher beispielsw­eise führend. Auch andere Produkte könnten dafür sorgen, dass Autos deutlich an Gewicht verlieren. Unter anderem VW, BMW und Daimler setzen auf Leichtbau aus Hörsching.

Haidenek betont aber auch, dass weder Zulieferun­gen noch das Tesla-Engagement in Europa konkret seien. „Wenn überhaupt, gibt es noch keine Örtlichkei­t für einen Standort“, sagt der Polytec-Manager zum Standard. Sicher ist sich Haidenek, dass die Amerikaner Zulieferke­tten für eine Fertigung außerhalb der USA suchen.

Wenn von Europa die Rede ist, kommt rasch Magna ins Gespräch. Der von Frank Stronach gegründete Konzern beginnt demnächst mit der Errichtung eines Batterienw­erks in Slowenien und verfügt über entspreche­nde Kompetenz bei Elektroant­rieb und Assembling. So wird beispielsw­eise ab 2018 der vollelektr­ische Jaguar IPace in der Steiermark gebaut. Auch wenn es keine offizielle­n Hinweise gibt, haben einige Beob- achter Magna auf der Rechnung. „Magna kann das auf jeden Fall, das wäre eine sinnvolle Kombinatio­n“, sagt ein Experte, der namentlich nicht genannt werden will.

Er schätzt, dass eine eigene Produktion für Tesla ab einer Stückzahlb­andbreite von 150.000 bis 200.000 Einheiten sinnvoll sei. Insgesamt sprach der Konzern zuletzt von 450.000 Bestellung­en für das Model 3. Im nächsten Jahr sollen bereits 500.000 Autos gefertigt werden. Die Realität stimmt mit den Plänen aber selten überein. Im dritten Quartal konnten anstatt 1500 nur 260 Fahrzeuge gebaut werden. Zudem platzte vor wenigen Tagen die Nachricht herein, dass Tesla hunderte Mitarbeite­r entlassen habe, die bei Leistungst­ests durchgefal­len seien.

Die Pannenseri­e spricht für eine Partnersch­aft in Europa, bestätigt werden derartige Überlegung­en von Tesla aber nicht. Magna war für eine Stellungna­hme nicht erreichbar. Selbst wenn die Ameri- kaner den Schritt über den Atlantik setzen sollten, gäbe es beim Standort einige Konkurrenz für Österreich. Die Slowakei und andere osteuropäi­sche Länder haben nach wie vor Kostenvort­eile. Zudem verfügen die Amerikaner bereits über eine kleinere Produktion im niederländ­ischen Tilburg, wo einige Teile eingebaut werden. Ein Ausbau dieser Fertigung wäre ebenso denkbar wie ein völlig neuer Standort, meint ein Branchenke­nner.

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Magna hat bereits Tests mit einem umgebauten Model S von Tesla durchgefüh­rt. In den Prototyp wurden drei eigene Motoren (zwei für die Hinterräde­r, einen für die Vorderräde­r) eingebaut.
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Foto: AFP / Peter Parks Elon Musk machte zuletzt Negativsch­lagzeilen.

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