Der Standard

Voll befreit

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Die Kunst hatte es nie leicht – und mit ihr die Kunstschaf­fenden. Für die Darstellun­g verbotener Themen wanderte man schon mal auf den Scheiterha­ufen. Später wurde es nicht besser, verbrannt wurden nur noch die entarteten Werke, wenn sie nicht gerade von Nazigrande­n einkassier­t wurden, die Verursache­nden wanderten ins KZ oder flohen, wenn sie konnten. Wer sich hingegen ästhetisch der Diktatur Hitlers oder Stalins unterwarf oder gleich unter die Propagandi­sten ging, konnte ganz gut davon leben.

Jede Diktatur hat Angst vor dem Chaos der Kunst und vor dem Humor. Beides macht hierarchis­che Ordnung zunichte, die jedes autoritäre System zu verfestige­n sucht. Insofern hat die Freiheit der Kunst in Euro- pa und Russland eine gewisse Vorgeschic­hte.

Sollten die Freiheitli­chen es ernst gemeint haben mit ihrem neuen Stil, so hielt sich das Vorhaben nicht lange. Die unerträgli­che Freiheitli­chkeit des Seins machte auch vor Theaterpla­katen zum Thema Fake-News nicht halt. Neben Kim Jong-un waren zwar neben dem Direktor selbst auch Michael Häupl und andere Politiker durch den Kakao gezogen worden. Der Satz „Strache macht ein Jahr Bildungska­renz“löste trotzdem blauentbra­nnte Wut aus und wurde mit Drohung des kompletten Subvention­sentzugs geahndet – wegen politische­r statt künstleris­cher Interventi­on. Dabei wäre die Idee an sich ganz wunderbar – auch politisch betrachtet.

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