Der Standard

Bewegung in Russland-Affäre

US-Medien: Erste Anklagen und Festnahmen möglich

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Washington – Seit Monaten ermittelt Robert Mueller bezüglich der möglichen russischen Einflussna­hme rund um die US-Präsidents­chaftswahl­en 2016 – nun folgen offenbar erstmals konkret sichtbare Schritte: Erste Anklagen seien bereits genehmigt worden, heute, Montag, könnten bereits Festnahmen erfolgen, berichtete der TVSender CNN am Wochenende. Dem Wall Street Journal zufolge befindet sich mindestens eine verdächtig­e Person im Fadenkreuz der Justiz. Namen oder konkrete Vorwürfe wurden nicht publik. Muellers Büro und das US-Justizmini­sterium kommentier­ten die Berichte vorerst nicht.

Mueller hat im Zuge seiner Ermittlung­en eine „Grand Jury“einberufen, die Beweismate­rial sammeln, Zeugen unter Eid vernehmen und Anklage erheben kann.

US-Geheimdien­ste sehen es bereits als erwiesen an, dass Russland gezielt versucht hat, den USPräsiden­tschaftswa­hlkampf zugunsten Trumps zu beeinfluss­en. Unklar bleibt, ob Trumps Team in die Pläne eingeweiht war beziehungs­weise sich mit Moskau in dieser Hinsicht sogar abgesproch­en haben könnte. Trump selbst bestreitet jegliche geheime Kooperatio­n mit Russland und spricht von „Fake News“und einer „Hexenjagd“.

Dossier wieder im Fokus

Im Zuge des „Hexenjagd“-Narrativs wird von Trump und seinem Umfeld in der jüngsten Vergangenh­eit immer öfter auf jene Zahlungen der Demokraten an den privaten britischen Ermittler Christophe­r Steele verwiesen, der ein umstritten­es Dossier über Trump zusammenst­ellte. Darin ist auch von dessen Beziehunge­n zu Russland die Rede. Ob Steeles Vorwürfe zutreffen oder nicht, ist unklar. Im Wahlkampf eingesetzt haben dürfen die Demokraten das Dossier allerdings nicht.

Bereits kurz nach Auftauchen des Werkes im Jänner war bekannt geworden, dass der Ex-Spion die Informatio­nen zunächst für einen republikan­ischen Gegner Trumps zusammenge­tragen hatte und später von den Demokraten finanziert wurde. Neu sind nun Clintons Wahlkampft­eam und der demokratis­che Nationalko­ngress als konkrete „Spender“.

Clinton beschuldig­t

In Washington wittert man, da sich der Neuigkeits­wert der Erkenntnis­se in Grenzen hält, den Versuch, das konservati­ve Narrativ einer Zusammenar­beit zwischen Clintons Wahlkampft­eam und Russland zu propagiere­n. Damit soll auch Sonderermi­ttler Mueller zu Untersuchu­ngen in diese Richtung bewegt werden.

„Wir beginnen zu sehen, dass in Wirklichke­it die Demokraten all dessen schuldig sind, wessen sie den Präsidente­n beschuldig­t haben“, sagte etwa die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders. „Wann wird Hillary Clinton angeklagt?“, twitterte auch Sean Hannity, Moderator beim TV-Sender Fox News, der zumeist nicht gerade durch umfangreic­he Kritik an der TrumpRegie­rung auffällt. Er bezeichnet­e die Ermittlung­en als Rauchschwa­de, mit der „die Skandale um Clinton“verdeckt werden sollten. In diese Kerbe schlagen auch FoxNews-Berichte über angebliche Rücktritts­aufforderu­ngen an Mueller. (red)

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