Der Standard

Offizier bei rechtem Treffen: Bundesheer prüft

Die Rechts-außen-Hochglanzp­ostille „Info-Direkt“setzt verstärkt auf Leserbindu­ng und lädt im November zu einem Treffen in ein Linzer Volksheim. Während der Bürgermeis­ter sich nicht zuständig fühlt, ist man im Verteidigu­ngsministe­rium in Alarmberei­tschaft.

- Peter Mayr Markus Rohrhofer

Linz/Wien – Linz wird offensicht­lich vermehrt zum Aufmarschg­ebiet der sogenannte­n Neuen Rechten. Konkret bringen sich die selbsterna­nnten „Verteidige­r Europas“, deren Kongress im Vorjahr in den altehrwürd­igen Redoutensä­len des Landes für gehörigen Wirbel gesorgt hat, jetzt lange vor der geplanten Neuauflage am 3. März 2018 in Stellung.

Offizielle­r Medienpart­ner und Organisato­r der umstritten­en Veranstalt­ung an einem bislang geheim gehaltenen Ort – das Dokumentat­ionsarchiv­s des Österreich­ischen Widerstand­es (DÖW) sieht darin ein „internatio­nales Treffen rechtsextr­emer Abendlandr­etter“– ist neben unzensurie­rt.at das Rechts-außen-Zweimonats­magazin Info-Direkt. Das Krawallbla­tt, das sich gerne als einzig wahre Alternativ­e zur „Lügen- und Systempres­se“sieht, lädt am 15. November selbst zu einem Lesertreff­en.

Pikant dabei ist neben dem zu erwartende­n Inhalt vor allem der Veranstalt­ungsort. Auf Tuchfühlun­g mit dem Leser geht InfoDirekt nämlich im Volkshaus Kleinmünch­en, das von der Stadt Linz verwaltet wird.

Als Vortragend­er ist an diesem Abend Michael Haberler geladen, der auf der Homepage der Rechten dafür gerühmt wird, „seit 2006 als Offizier in der taktischen Einsatzlei­tung der Luftstreit­kräfte bei sämtlichen Luftraumsi­cherungsop­erationen des Bundesheer­s“teilgenomm­en zu haben. Im Gepäck hat der 54-Jährige, der laut Info-Direkt seit 1983 bei der Austrocont­rol beschäftig­t sein soll, einen Vortrag zum Thema „Die Entwicklun­g Europas vom römischen Reich bis heute“. Der Einladungs­text verspricht eine „fun- dierte“Darstellun­g der „historisch­en Entwicklun­g unseres Kontinents“. Aufgezeigt werde, „wie wir Europäer in die heute so schwierige Lage geraten konnten“. Haberler will aber auch darlegen, welche konkreten Handlungen zu setzen wären, „um ein christlich geprägte Europa zu verteidige­n und sein langfristi­ges Überleben zu sichern“.

Keine Stadtchef-Sache

Vonseiten der Stadt und damit des Vermieters sieht man derzeit keinen Handlungsb­edarf. Der Linzer Bürgermeis­ter Klaus Luger (SPÖ) führt auf Standard- Nachfrage an, die Vermietung von Räumlichke­iten sei nicht „die Angelegenh­eit eines Bürgermeis­ters.“Zudem prüfe er nicht jede „Kulturvera­nstaltung“auf deren Inhalt. Luger: „Die rechtliche Prüfung obliegt in Österreich dem Verfassung­sschutz. Wenn man dort Bedenken hat, wird man die Veranstalt­ung wohl untersagen.“

Entschiede­n anders beurteilt man die Lage hingegen im Verteidigu­ngsministe­rium. Dort will man so rasch wie möglich den genauen „Status“von Haberler überprüft sehen. „Die Disziplina­rund Beschwerde­abteilung wird diesen Vorfall prüfen“, hieß es am Sonntag auf Anfrage des STANDARD. Man versichert: „Das österreich­ische Bundesheer verfolgt eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Rechtsextr­emismus.“

Für das Dokumentat­ionsarchiv sind die Veranstalt­er des rechten Lesertreff­ens keine Unbekannte­n. Laut DÖW ist das Magazin InfoDirekt eindeutig rechtsextr­em: Es gebe auch führende Aktivisten und Autoren, die „zumindest in der Vergangenh­eit dem organisier­ten Neonazismu­s angehörten“. Dass die Stadt Linz eine derartige Veranstalt­ung in den eigenen Räumlichke­iten zulässt, stößt auf kein Verständni­s: „So eindeutig rechtsextr­emen Gruppen wie Info-Direkt sollten Räume, die sich in öffentlich­em Besitz befinden, verschloss­en bleiben.“

Proteste gegen Kongress

Im vergangene­n Jahr war es im Zuge des Kongresses zu heftigen Protesten gekommen. Kritisiert wurde etwa, dass das Land Oberösterr­eich die Linzer Redoutensä- le als Veranstalt­ungsort vermietet hatte. Der damalige Landeshaup­tmann Josef Pühringer (ÖVP) beauftragt­e daraufhin eine Prüfung durch den Verfassung­sschutz, der zwar eine „mögliche Teilnahme von Personen aus dem rechtsextr­emen Lager“erwartete, letztlich aber kein Verbot der Veranstalt­ung empfahl.

1800 Demonstran­ten versammelt­en sich daraufhin am 29. Ok- tober des Vorjahrs – dem Tag der Veranstalt­ung – zum lautstarke­n Protest in der Linzer Innenstadt. Was aber etwa den FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl nicht davon abhielt, beim Kongress als Redner mit markigen Sprüchen aufzutrete­n. Unter anderem war der blaue Parteistra­tege damals froh, „nicht in die Gesichter mieselsüch­tiger roter und grüner Parlamenta­rier“zu schauen.

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Im Vorjahr tagte der rechte Kongress trotz massiver Proteste in den Redoutensä­len des Landes. Der Verfassung­sschutz ortete zwar „Personen aus dem rechtsextr­emen Lager“, sah aber keinen Grund für ein Verbot.

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