LESERSTIMMEN
Grünes Dilemma
Betrifft: „Grünen-Kritiker und eine unbequeme Wahrheit“von Andreas Novy der Standard, 24. 10. 2017 Andreas Novy weist auf den bekannten Umstand hin, dass moralische Regeln – im Unterschied zu Naturgesetzen – nicht zwingend sind. Man kann nicht z. B. gegen die Schwerkraft handeln, aber sehr wohl gegen moralische Gesetze, selbst wenn man sie als richtig anerkennt. Das ist ein großes Dilemma der Grünen.
Sie verweisen auf Ereignisse in der Natur, die sich zwingend ergeben, können aber die Menschen nicht dazu zwingen, sich entsprechend zu verhalten. Im Feld der Politik ist das ein Dilemma bzw. ein systemisches Merkmal von Demokratien: Proaktive Politik, die womöglich größere Einschränkungen für die Menschen mit sich brächte, würde bei Wahlen umgehend bestraft.
Grüne Politik ist daher immer dann erfolgreich, wenn Katastrophen eintreten, verblasst aber auf längere Sicht, wenn sich zeigt, dass man sie bewältigen kann. Der Cambridger Politologe David Runciman hat das zuletzt in einer erhellenden Studie als „The Confidence Trap“bezeichnet.
Natürlich befinden sich Grüne auch in diversen Handlungswidersprüchen, ich nehme z. B. an, dass Frau Lunacek zwischen Wien, Brüssel und Straßburg nicht mit der Bahn, sondern wohl mit dem Flieger gependelt ist.
Alexander Schneider, per Mail
Raunzen macht zwider
Betrifft: Krisenkolumne von Christoph Winder
der Standard, 21. 10. 2017 Wie jeden Samstag habe ich auch am 21. Oktober Ihre Kolumne gelesen und möchte Ihnen dazu ein kleines Urlaubserlebnis schildern, das ich im heurigen Sommer hatte. Schauplatz ist ein winziger Supermarkt auf der nordfriesischen Insel Föhr. Meine Enkelin und ich haben ein paar Besorgungen gemacht, während ich noch an der Kasse bezahle, schiebt meine Enkelin den Einkaufswagen zu seinem Platz und ruft mir zu: „Ich bring das Wagerl schon zurück.“
„Haben sie eben ‚Wagerl‘ gesagt?“, fragt eine ältere Kundin. Meine Enkelin nickt bejahend. „Erna, komm doch mal, diese junge Frau hat eben ‚Wagerl‘ gesagt, ist das nicht reizend?“Erna taucht hinter dem Regal mit den sauren Gürkchen auf. „Wirklich?“
Ich bleibe bei der Kasse stehen, nicht sicher, ob wir hier verhohnepipelt werden (piefkinesisch für das charmante wienerische Wort „verarschen“). Aber nein, auch Erna findet das „Wagerl“entzückend. Es folgen Fragen nach woher und wohin, gute Wünsche für die Weiterreise und langes Winken, als wir mit unserem Auto nochmal am Laden vorbeifahren.
Ähnliches ist uns öfter passiert. Ob Eierspeise, Gspritzter, Eiskasten oder Polster. Es wird nachgefragt und meistens gelacht. Schon beim zweiten Frühstück wurden wir gefragt, ob es wieder eine Eierspeise sein solle. So geschehen im Bundesland mit der größten Dichte glücklicher Bewohner. Und das grenzt nicht zufällig an Dänemark, das Land mit den meisten glücklichen Bürgern in Europa. Raunzen macht sicher nicht glücklich.
Monika Göth, per Mail
Killerwaffenshow
Betrifft: „Republik im Retrolook“von Petra Stuiber
der Standard, 25./26. 10. 2017 Treffender kann es nicht mehr formuliert werden. Die Kriegswaffenshow im Herzen Wiens am Nationalfeiertag der neutralen Republik Österreich! In Zeiten andauernder Kriege nur wenige Flugstunden von uns entfernt.
Fast jeden Tag auf allen TV-Kanälen zu sehen: Panzer, Waffen, Flugzeuge und deren Zweckerfüllung: zerbombte Städte, Vertreibungen der übriggebliebenen Menschen. Unendliches Leid! Das assoziiert man doch beim Anblick all der Killerwaffen! Wer denkt da noch an Bertha von Suttner: „Die Waffen nieder!“? Gottlob der Standard. Danke sehr!
Rudolf Johann Enzi, per Mail