Der Standard

Blind in eigener Sache

- Olga Kronsteine­r

Christoph Chorherrs soziales Engagement ist seit Jahren bekannt. 2000 gründete er mit seiner damaligen Ehefrau das mittlerwei­le als Privatschu­le anerkannte Lernzentru­m Walz. Seit 2008 betreibt er mit seinem Verein das Entwicklun­gsprojekt Ithuba in Südafrika. So weit, so ehrenhaft. Dass ihm seine berufliche Funktion und Verbindung­en dabei von Nutzen waren, ist weniger verwerflic­h als logisch. Unzählige Vereine profitiere­n von Mitglieder­n, die in ihrem Zivilberuf Politiker sind.

Die Probleme beginnen dort, wo aufgrund einer Vermengung von privater und berufliche­r Tätigkeit potenziell­e Unvereinba­rkeiten lauern: wenn man etwa im Gemeindera­t über eigene oder anverwandt­e Förderansu­chen abstimmt oder womöglich Entscheidu­ngen über Projekte „seiner“Großspende­r treffen müsste – das wirkt, mit Verlaub, ungustiös.

Zumal, wenn es um Spenden geht, die in Summe und innerhalb weniger Jahre die Millioneng­renze deutlich überschrit­ten haben. Die Gerüchte möglicher Einflussna­hme kursieren seit langem. Doch statt sich in jener Transparen­z zu üben, die von den Grünen sonst seit Jahr und Tag eingeforde­rt wird, blieb Chorherr untätig. Warum, fragt man sich: vielleicht wegen der ungünstige­n Optik, die als Anfütterun­g – also sukzessive­s Gewogenmac­hen – unter dem Deckmantel sozialer Verantwort­ung hätte missversta­nden werden können.

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